Dumm

Dumm

Dumm, dümmer, dümmste, adj. et adv. 1. * Eigentlich, der Sprache oder des Gehöres beraubet. Diese im Hochdeutschen veraltete Bedeutung kommt nur noch in den alten Denkmählern und in einigen Oberdeutschen Gegenden vor. 1) Der Sprache beraubt, stumm, welches Wort bloß durch den vorgesetzten Zischlaut von dumm unterschieden ist. So gebraucht schon Kero ertumben für verstummen. Das Schwed. dum bedeutet gleichfalls stumm, und im Herbr. ist ד#ם schweigen. 2) Taub, im Oberdeutschen. Ein Mann der stumm und dumm von Mutterleibe war, aber rechnen, schreiben und mahlen, auch lesen konnte, Bluntschli S. 446. In Cramers Deutsch-Italiänischem Wörterbuche stehet dumm gleichfalls für taub, wobey er den Oberdeutschen Ausdruck anführet: glaubt ihr ich wäre dumm?

2. Figürlich. 1) Von Natur Mangel am Verstande habend; in welcher Bedeutung dieses Wort zu den harten Ausdrücken gehöret. Ein dummer Mensch. Er ist außerordentlich dumm. So dumm, wie ein Bund Stroh, im gemeinen Leben, in welchem man noch eine Menge anderer Ausdrücke hat, einen dummen Menschen zu benennen, z.B. ein dummer Teufel, eine dumme Gans, eine dumme Kuh u.s.f. In der anständigern Sprechart bedienet man sich statt dieses harten Beywortes lieber gelinderer Ausdrücke, blöden Verstandes seyn u.s.f. S. Stumpf. 2) In einigen Fällen, Mangel an der nöthigen Beurtheilungskraft verrathend; gleichfalls nur im gemeinen Leben. So wohl für unbesonnen. Ein dummer Streich. Ein dummes Betragen. Als auch für unwissend. Er ist in dieser Sache so dumm, wie ein Kind. Ingleichen für ungeschickt. Stelle dich nicht so dumm an. 3) Der Empfindungen und nöthigen Verstandeskräfte durch äußere Zufälle auf kurze Zeit beraubt. So sagt man, daß ein großes Getöse, ein geschwefelter Wein, ein verfälschtes Bier, den Kopf dumm mache. Wenn die Schafe anfangen schwindelig zu werden, im Kreise herum gehen, abnehmen und sterben, so sagt man im gemeinen Leben gleichfalls, daß sie dumm werden. An andern Orten nennt man solche Schafe Dreher, Drehlinge und Segler. S. diese Wörter. Verwandt ist das Griech. θαμβος, stupor. 4) Seiner gewöhnlichen Kräfte beraubt, von leblosen Dingen; in welcher Bedeutung doch dieses Wort im Hochdeutschen wenig mehr gebraucht wird. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man salzen? Matth. 5, 13. In Niedersachsen nennet man den Wein stumm, wenn er zu stark geschwefelt ist, und daher seine Schärfe und sein Feuer verloren hat. Anm. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort tumm, bey dem Tatian tumb, bey dem Ottfried dumb, dumpmuate, bey dem Styker und den Schwäb. Dichtern tumb. Ehedem wurde es sehr häufig auch für thöricht, und ein Tumber für einen Thoren gebraucht. Notker hat auch das Beywort tumplih für thöricht. Dummen und verdummen bedeuten im Niedersächsischen dumm werden. Im Dänischen heißt dum dunkel, und dumme blenden; woraus erhellet, daß dieses Wort ehedem auch von dem Mangel des Gesichtes gebraucht worden. Dumm, stumpf und taub scheinen übrigens sehr nahe verwandt zu seyn. S. auch Dunkel.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • dumm — Adj. (Grundstufe) wenig Intelligenz besitzend, nicht klug Synonyme: blöde (ugs.), doof (ugs.) Beispiele: Das ist keine dumme Idee. Er hat wieder dumm gefragt. Kollokation: ein dummer Junge dumm Adj. (Aufbaustufe) ohne Verstand, ohne Überlegung… …   Extremes Deutsch

  • dumm — dumm: Das gemeingerm. Adjektiv mhd. tump »töricht, unerfahren, stumm«, ahd. tumb »stumm, taub, töricht«, got. dumbs »stumm«, engl. dumb »stumm«, schwed. dum »dumm« (älter: »stumm«) geht von der Grundbedeutung »stumm«, eigentlich wohl »verdunkelt …   Das Herkunftswörterbuch

  • dumm — [Aufbauwortschatz (Rating 1500 3200)] Auch: • doof • blöd(e) • albern • blöd Bsp.: • Wie kann man (nur) so dumm sein! • …   Deutsch Wörterbuch

  • dumm — 1. Entschuldigung, das war dumm von mir. 2. Mir ist etwas Dummes passiert. 3. Ich fand den Film wirklich sehr dumm …   Deutsch-Test für Zuwanderer

  • Dumm — Dumm, 1) s. Dummheit; 2) vom Farbenglas, welches schwarz od. braun ausgefallen ist …   Pierer's Universal-Lexikon

  • dumm — ↑borniert, ↑idiotisch, ↑stupid …   Das große Fremdwörterbuch

  • dumm — Adj std. (9. Jh.), mhd. tumb, tump, ahd. tumb, as. dumb Stammwort. Aus g. * dumba Adj. stumm , dann unerfahren, töricht , auch in gt. dumbs, anord. dumbr, ae. dumb. afr. dumb. Herkunft unklar. Da taub und stumm häufiger durch die gleichen Wörter… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • dumm — dumm·kopf; …   English syllables

  • Dumm — 1. Das war dumm, sagte der Tod, dass ich den Doctor Pillmann geholt habe. Weil dieser ihm durch seine Pillencuren sehr nützlich war. 2. Der muss dumm sein, der seine Hand nicht lesen kann. 3. Dumm bleibt dumm. 4. Dumm freit auch. 5. Dumm gewiegt… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • dumm — Die deutsche Sprache besitzt einen großen Reichtum an Redensarten zur Bezeichnung der Dummheit eines Menschen (vgl. die Zusammenstellungen bei Wander I, S. 463 und 704 ff., Küpper I, S. 98f. und 373). Meistens handelt es sich hierbei um… …   Das Wörterbuch der Idiome

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