Faul

Faul

Faul, -er, -este, adj. et adv. 1. * Häßlich, ungestaltet; eine im Deutschen veraltete Bedeutung, welche indessen noch in einigen verwandten Mundarten, z.B. in dem Dänischen fäl, und Schwedischen fult, scheuslich, aufbehalten wird. Auch das Griechische φαυλος bedeutet garstig, gering. S. auch Fahl. 2. * Unrein, schmutzig; eine im Hochdeutschen gleichfalls unbekannte Bedeutung, welche noch im Nieders. vuul üblich ist. Faule Wäsche, ein faules Faß. Das Angels. ful. und Engl. foul bedeuten gleichfalls unrein, und das Angels. fulan ist besudeln, womit auch das Griechische φολυειν und Lateinische polluere überein kommen. Bey dem Willeram ist wollon gleichfalls verunreinigen. 3. Von flüssigen Dingen und daraus bestehenden Körpern, wenn sie in die auflösende Gährung gerathen. Die Äpfel sind faul. Faules Obst, faules Wasser, ein faules Ey, faules Holz, ein fauler Zahn, ein fauler Schaden, fauler Käse, faules Fleisch, faule Fische. Das sind faule Fische, im gemeinen Leben, das sind erdichtete Entschuldigungen, unredliche Handlungen u.s.f. Faul werden. Faules Fleisch in einer Wunde, welches auch wildes Fleisch genannt wird. Faul im Leibe nennt man im gemeinen Leben diejenigen Thiere, bey welchen der Magen und die Gedärme entzündet sind. Oft nennen unwissende Schmiede auch Pferde, welche ein auszehrendes Fieber haben, faul im Leibe. Faules Fieber, S. Faulfieber. Ingleichen, was diese auflösende Gährung verräth. Ein fauler Geruch, ein fauler Geschmack. Das Wasser schmeckt schon faul, das Fleisch riecht faul. In uneigentlichem Verstande heißt bey den Schlössern faules Eisen dasjenige Eisen, welches durch überflüssiges Glühen auf dem Hammerwerke brüchig geworden ist. Im Bergbaue ist ein fauler Gang, ein schmieriges und schlüpfriges Gestein; ein faules Gebirge, ein mürbes, brüchiges Gestein. S. Fäule. 4. Figürlich. 1) * Untauglich, unnütz; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Faules Geschwätz, Ephes. 4, 29. Faule Fische, Matth. 13, 48, σαπροι. 2) Abgeneigt sich zu bewegen, und in engerer Bedeutung, abgeneigt pflichtmäßig zu arbeiten. Ein fauler Mensch. Der Faule liebt die Ruhe. Ein faules Pferd. Der Esel ist ein faules Thier. Sich auf die faule Seite legen, im gemeinen Leben, sich der Faulheit ergeben. Er, nicht faul, ging hin, und u.s.f. eine elliptische Art zu reden in der niedrigen Sprechart, d.i. er ging schnell, plötzlich, hin u.s.f. Die faule See, in der Seefahrt, Windstille. In den gemeinen Mundarten hat man von diesem Worte verschiedene artige Zusammensetzungen: schlaffaul, schläferig, fickenfaul, beutelfaul, nicht gern bezahlend, ingleichen, karg, geitzig, maulfaul, den das Reden verdrießet, schlägefaul, der gegen die Schläge abgehärtet ist. S. diese Wörter. 3) Schläfrig, im gemeinen Leben.

Anm. Dieses Wort lautet in der dritten Bedeutung schon bey dem Ulphilas fuls, im Angels. foul, im Engl foul, bey dem Ottfried ful, im Nieders. vuul, im Dän. fuul und im Schwed. ful. Von den Eyern haben die Niedersachsen auch das Wort pulsk. Von der Abneigung zur Bewegung wird in eben dieser Mundart auch loi, lädsch, ludderig, und laaßam gebraucht, womit das Fries. loay und Holl. loi, und das Dän. lad überein kommen. S. Laß. Opitz hat auch das im Hochdeutschen unbekannte Fäuling, ein fauler Mensch.


Was du anjetzt vermagst, das sollst du nicht beginnen

Erst morgen, und verziehn als wie ein Fäuling zwar.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • faul — Adj. (Grundstufe) von Bakterien zersetzt, nicht frisch Synonyme: schlecht, verdorben Beispiele: Die Verkäuferin hat mir faules Obst verkauft. Das Fleisch riecht faul. faul Adj. (Grundstufe) keine Lust habend zu arbeiten, Gegenteil zu fleißig… …   Extremes Deutsch

  • faul — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • träge Bsp.: • Sei nicht so faul. • Er ist sehr faul in der Schule. • Sie ist faul, sie arbeitet nicht sehr hart …   Deutsch Wörterbuch

  • faul — Adj std. (9. Jh.), mhd. vūl, voul, ahd. fūl Stammwort. Aus g. * fūla Adj. faul, verfault , auch in gt. fūls, anord. fúll, ae. afr. fūl. Adjektivische l Bildung zu einer Wurzel, die unerweitert noch in den nordischen Sprachen auftaucht: anord.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

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  • faul — »in Verwesung, Gärung übergegangen; verdorben (und dadurch ungenießbar)«: Das gemeingerm. Adjektiv mhd. vūl, ahd. fūl, got. fūls, engl. foul, schwed. ful bedeutet eigentlich »stinkend, modrig«. Es beruht auf einem idg. Verbalstamm *pū̆… …   Das Herkunftswörterbuch

  • faul — 1. Mein Sohn war am Anfang in der Schule sehr faul. Heute lernt er sehr fleißig. 2. Den Apfel kannst du nicht mehr essen. Der ist faul …   Deutsch-Test für Zuwanderer

  • Faul — Faul, 1) faulig, in Fäulniß übergegangen; 2) sehr langsam gehend u. arbeitend; daher Faule See, so v.w. Windstille; Faule Küste, voll Klippen u. Bänke; Fauler Grund, schlechter Ankergrund; Faules Schiff, dessen Boden mit Muscheln, Seegras u. Bart …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Faul — Faul, von Gesteinen, soviel wie weich, aufgelöst, zersetzt …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Faul — Faul, s. Fäulniß. F.es Eisen, brüchiges; f.er Gang, der einen erzführenden verwirft oder zertrümmert; f.es Gebirge, brüchiges Gestein, ohne nutzbare Fossilien; f.es Meer, Ausläufer des asowschen Meers in der Krim; f.er See, See bei Wrietzen, von… …   Herders Conversations-Lexikon

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