Geberde, die

Geberde, die

Die Gebêrde, plur. die -n. 1) Überhaupt, die Bewegung des Leibes, oder einzelner Theile desselben, in Ansehung ihrer sittlichen Beschaffenheit. Bäuerische, sittsame Geberden. Ein Vernünftiger merket den Mann an seinen Geberden, Sir. 19, 26. Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Geberden, Luc. 17, 20. 2) In engerer und gewöhnlicher Bedeutung, die Bewegung der Gesichtszüge, und diese Gesichtszüge selbst, die Mienen. Unschuld lächelt sanft auf ihren Wagen, voll Anmuth ist jede Geberde, Geßn. 3) Figürlich wird es collective so wohl im Singular, als auch im Plural, zuweilen von der ganzen Gesichtsbildung, ja von der ganzen äußern Gestalt gebraucht. Seine ganze Geberde verstellete sich. Da ergrimmete Cain sehr, und seine Geberde verstellte sich, 1 Mos. 4, 6. Christus ward an Geberden als ein Mensch erfunden. Phil. 2, 7, an äußerer Gestalt.

Anm. Dieses Wort lautet bey dem Willeram Gebare, Gebaere, bey dem Stryker Gepere und Geberde, im Nieders. Gebeer, im Angels. Gebaer, im Dän. Gebärde, im Schwed. Gebärd, Atbaerd. Es ist eine buchstäbliche Übersetzung des Latein. Gestus. und stammet mit gebaren, von dem alten bären, tragen, ab, daher es in einigen Nieder- und Oberdeutschen Gegenden ohne ge- auch nur Beere, Berde, Perde lautet. Eine Handgebeer ist im Nieders. eine Bewegung mit der Hand, Mundgebeer mit dem Munde. Ottfried gebraucht dafür Giuurti, von führen, oder bühren, sich betragen, aufführen. S. Gebaren und Bahre.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Geberde — (eigentlich Gebärde), die Bewegungen der Glieder des Körpers, insbesondere der Gesichtszüge, wodurch sich eine innere Bewegung kund giebt. Daher Geberdensprache, die Kundgebung seiner Gedanken u. Empfindungen, nicht durch articulirte Töne,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Geberde — 1. An geberden kennet man das gemüeth. – Henisch, 1386, 30. 2. An Geberden mercket man, was im hertzen steckt. – Petri, II, 17. 3. Die geberden sollen dem Alter gleich sein. – Lehmann, 403, 4. Man lasse Kinder Kinder sein. 4. Die geberden zeigen… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Grimasse, die — Die Grimásse, plur. die n, eine seltsame Geberde, besonders eine seltsame Verziehung des Gesichts. Ein schöner Mund, der sich ein wenig spöttisch verziehet, ist nicht selten um so viel schöner; aber die Verziehung muß nicht bis zur Grimasse gehen …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Weise, die — Die Weise, plur. die n, die zufällige Beschaffenheit eines Dinges, die Bestimmung des zufälligen Mannigfaltigen an demselben, wodurch es sich von Art unterscheidet, welches auch, obgleich nicht allein, die wesentliche Beschaffenheit ausdruckt,… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Posse, die — Die Posse, plur. die n, Diminut. das Pößchen, Oberdeutsch Pößlein, eine scherzhafte Geberde, oder Rede, welche bloß zur niedrigen Belustigung dienet; daher dieses Wort jetzt allemahl in einem nachtheiligen Verstande gebraucht wird, dagegen es… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Alefanzerey, die — † Die Alefanzerēy, plur. die en, ein größten Theils veraltetes Wort, welches noch hin und wieder im gemeinen Leben für unwitzige Possen, alberne, ungereimte Handlungen gebraucht wird. Alefanz bedeutete ehedem in Oberdeutschland List,… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Ungeberde, die — Die Ungebêrde, plur. die n, ein im Hochdeutschen selten gewordenes Wort, eine widerwärtige, unanständige, übel lassende Geberde zu bezeichnen. Das troug ich so das min ungeberde sach luitzel ieman, Reinmar der Alte, wo es doch figürlich Gram,… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Gebärde, die — Die Gebärde, S. Geberde …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Feige (die) — 1. Auf die Feige Wasser, auf die Birne Wein. (Ital.) – Wurzbach II, 103; Magazin, XXXII, 570. Gesundheitsrücksichten gebieten, nach dem Genusse von Feigen Wasser zu trinken, da der Wein sie unverdaulich machen soll. 2. Der die Feigen frist, der… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Blüthe (2), die — 2. Die Blüthe, plur. die n, von dem Verbo blühen. 1. Der Zustand, da eine Pflanze blühet; ohne Plural. 1) Eigentlich. Die Lindenbäume stehen schon in der Blüthe. Ingleichen die Zeit, wenn eine gewisse Gattung von Gewächsen blühet. In der… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”