Gefängniß, das

Gefängniß, das

Das Gefängniß, des -sses, plur. die -sse. 1) Der Zustand, da man ein Gefangener ist, die Gefangenschaft. Das Babylonische Gefängniß. In dieser Bedeutung, in welcher es in der Deutschen Bibel mehrmahls vorkommt, ist es noch hin und wieder im Oberdeutschen, nicht aber im Hochdeutschen üblich, außer wenn es eine Strafe bezeichnet. Ein Verbrechen mit ewigem Gefängnisse bestrafen. 2) Der feste Ort, in welchem ein Beklagter in enger Verwahrung gehalten wird. Jemanden in das Gefängniß setzen, führen. Im Gefängnisse sitzen. Aus dem Gefängnisse entfliehen.

Anm. In der ersten Bedeutung lautet es schon im Schwabenspiegel vanknüzze, im Dän. Fängsel, und Fangehuus. Im Oberdeutschen ist es in beyden Bedeutungen weiblichen Geschlechts, welches auch in Luthers Bibel in vielen Stellen aus ältern Oberdeutschen Übersetzungen beybehalten worden, obgleich in andern Stellen auch das ungewisse Geschlecht vorkommt. Es haben einige daraus die Regel machen wollen, daß es in der ersten Bedeutung weiblichen, in der zweyten aber nur ungewissen Geschlechtes sey; eine Regel, die höchst willkührlich, und im Hochdeutschen noch über dieses unnöthig ist, weil es in der Bedeutung der Gefangenschaft wenig mehr gebraucht wird. Siehe -Niß. Übrigens haben die Gefängnisse an verschiedenen Orten besondere Nahmen, welche zum Theil auf besondern Umständen beruhen. Dergleichen sind Frohnfeste, Temnitz (im Böhm. ist Dymnice, Temnost, die Dunkelheit, S. Dämmern,) Gilnitz, Transt, Keuche, Kotter, Gras, Grashaus u.s.f. S. Kerker.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Gefängniß — Gefängniß, bisweilen noch für Schuldner, die nicht zahlen können (Schuldverhaft); allgemein für schwer Angeklagte während der Untersuchung, damit sie sich nicht flüchten noch sich mit andern verabreden können (Untersuchungs oder Inquisitions G.); …   Herders Conversations-Lexikon

  • Gras, das — Das Gras, des es, plur. von mehrern Arten, die Gräser; Diminut. das Gräschen; Oberd. Gräslein. 1. Eine allgemeine Benennung aller derjenigen Gewächse, welche sich durch ihren hohlen gestreiften und mit Gelenken versehenen Stängel, durch ihre… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Band, das — Das Band, des es, plur. die Bänder und die Bande, Diminutivum das Bändchen, Oberdeutsch, das Bändlein, von dem Imperfecto des Verbi binden; alles dasjenige, was andere Dinge zu binden oder zu verbinden dienet. Besonders, 1. In eigentlicher und… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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  • Schloß, das — Das Schlóß, des sses, plur. die Schlösser, Diminutiv. das Schlößchen, Oberd. Schlößlein; von dem Zeitworte schließen. 1) * Die Handlung des Schließens, ohne Plural; eine größten Theils veraltete Bedeutung, wofür jetzt Schluß üblich ist. Die… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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  • Finkenbauer, das — Das Finkenbauer, des s, plur. ut nom. sing. 1) Ein niedriges Vogelbauer für Finken; in einigen Mundarten der Finkenbauer. 2) In einigen Niedersächsischen Gegenden ein Gefängniß für liederliche Leute; daher der Finkenherr, ein Polizey Beamter,… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Carcer, das — Das Cárcer, des s, plur. ut nom. sing. aus dem Latein. das Gefängniß auf Schulen und Universitäten …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Stockhaus, das — Das Stockhaus, des es, plur. die häuser, ein Haus oder Gebäude, in welchem sich Ein oder mehrere Gefängnisse zur Verwahrung der Gefangenen befinden. Von Stock, ein Klotz, ingleichen Gefängniß. S. auch Stockmeister …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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