Hütte, die

Hütte, die

Die Hütte, plur. die -n, Diminut. das Hüttchen, Oberd. Hüttlein. 1. In der weitesten und eigenlichen Bedeutung, ein jeder vor der Witterung bedeckter Ort, sich darin aufzuhalten, oder gewisse Verrichtungen darunter vorzunehmen; es sey nun ein Gezelt, oder ein Gebäude, ein Haus u.s.f. Er, (der Herr) ein Schirm wider die Hitze, eine Hütte wider den heißen Mittag, Sir. 34, 19. Ich will wohnen unter deinen (Gottes) Hütten ewiglich, Ps. 61, 5. Gott gründet seine Hütte auf Erden, Amos 9, 6. Und so in vielen andern Stellen mehr, wo es bald ein Gezelt bedeutet, bald aber auch eine Wohnung überhaupt; wohin auch die Hütte des Stiftes gehöret, welche nach dem heutigen Sprachgebrauche eigentlich ein Gezelt war, und daher auch in Michaelis Übersetzung das Gezelt der Unterredung, oder die Wohnung des Gesetzes heißt. In dieser weitesten Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet, wo es nur noch zuweilen in der edlen und dichterischen Schreibart in derselben vorkommt, doch so daß sich alle Mahl etwas von dem verächtlichen Nebenbegriffe der folgenden zweyten engern Bedeutung mit einschleicht, daher auch der Leib des Menschen, so fern er als der Wohnort, der Aufenthalt der Seele betrachtet wird, in der Deutschen Bibel mehrmahls unter dem Nahmen einer Hütte vorkommt.

2. In engerm Verstande. 1) Verschiedene zu Werkstätten oder Fabriken bestimmte, und oft sehr große und ansehnliche Gebäude sind noch unter dem Nahmen der Hütten bekannt; entweder, als ein Überbleibsel der vorigen allgemeinen Bedeutung, oder auch so fern sie ehedem in der folgenden Bedeutung nur Hütten waren, und es oft noch sind. Dergleichen sind die Glashütte, wo Glas bereitet wird, die Ziegelhütte, wo Ziegel gebrannt werden, die Kalkhütte, wo Kalk gebrannt wird, die Pechhütte, Salpeterhütte u.s.f. Besonders die zu dem Bergbaue über der Erde gehörigen Gebäude, in welchen das aus derselben geförderte Erz gepocht, gewaschen, geschmelzet oder verarbeitet wird. Daher in manchen Zusammensetzungen das Wort Hütte der Grube entgegen gesetzet wird; z.B. die Hüttenarbeiten, die zum Bergbaue gehörigen Arbeiten über der Erde, im Gegensatze der Grubenarbeiten. Nach Maßgebung der verschiedenen Verrichtungen bekommen diese Gebäude wieder besondere Nahmen; dergleichen sind, die Bleyhütte, Eisenhütte, Gießhütte, Gifthütte, Messinghütte, Seigerhütte, Schmelzhütte u.s.f. In der engsten Bedeutung verstehet man im Bergbaue unter Hütte schlechthin die Schmelzhütte. 2) Ein, gemeiniglich auf kurze Zeit vor der Witterung bedeckter und eingeschlossener Raum, allerley Verrichtungen darin vorzunehmen; dergleichen aus Stroh, Rohr, Baumzweigen, Bretern u.s.f. verfertiget werden, und ein Mittelding zwischen einem Gezelte und einem Gebäude in engerer Bedeutung sind. (a) Eigentlich. In Hütten wohnen, wie noch von vielen herum ziehenden Völkerschaften geschiehet, auch wohl von solchen, welche einen festen Wohnort haben. Eine Feldhütte, eine Hütte im Felde, zum Aufenthalte des Feldwächters. Die Lauberhütte der Juden, von grünen Zweigen, die Schäferhütte, des Schäfers bey den Hürden, die Hundshütte, für Hunde, die Vogelhütte, worin sich der Vogelsteller verbirgt u.s.f. Auf den Schiffen wird der oberste Theil über dem halben Verdecke eines großen Schiffes die Hütte genannt, mit einem Französ. Ausdrucke auch die Companie. Bey einigen heißt auch die Cajüte die Schiffhütte. (b) Figürlich, ein jedes schlechtes, niedriges Gebäude, oft auch ein jedes Gebäude mit Verachtung. Auch die niedrigste Hütte hat ihren Stolz, der bald zu einer ansteckenden Seuche für die Kinder wird, Gell.


Der Vorzug weiser Sitten

Macht alles herrlicher und adelt auch die Hütten,

Haged.


Anm. Bey dem Ottfried Hutto, bey dem Notker Hutta, im Nieders. Hutte, im Angels. und Franz. Hutte, im Engl. Hut, im Dän. Hytte, im Schwed. Hydda, im Pohln. Huta, im Böhm. Hutj, im Lettischen Guta, im Finnischen Cota, im Esthnischen Kodda, im Wallis. Cwtt. Es stammet von dem alten hutan, bedecken, ab, Engl. to hide, Griech. κευθειν, und bedeutet überhaupt einen jeden vor der Witterung bedeckten Ort, welche Bedeutung auch Haus im weitern Verstande hat, siehe Haus, Haut, der Hut und das Koth. Das Lat. Tugurium stammet auf ähnliche Art von tegere, bedecken, her. Mosheim und einige andere machen die zweyte und dritte Endung im Singular nach Luthers Beyspiel in der Deutschen Bibel der Hütten, welches aber ein Überbleibsel der Oberdeutschen Mundart ist, welche auch Erde, Glaube, Wiege, Hure u.a. weibliche auf e auf ähnliche Art decliniret.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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