Kahl

Kahl

Kahl, -er, -este, adj. et adv. im Gegensatze dessen, was rauch ist, der nöthigen Haare, Federn, oder des nöthigen Landes beraubet. 1. Eigentlich. Ein kahler Kopf, welcher von Haaren entblößet ist. Ein kahles Kinn, ein unbärtiges. Hiervor meiner Hütte sey der Altar; ich will mein kahles Haupt umkränzen, Geßn. Kahl seyn, kahl werden. Ein kahler Hund. Kahle Vögel, welche noch keine Federn haben; in welchem Falle im Oberdeutschen auch kack üblich ist, S. dieses Wort. Der Pelz wird schon ganz kahl. Im Winter sind die Bäume kahl, des Laubes beraubt. Kahles Tuch, welches keine Haare mehr hat. Ein kahles, abgetragenes, abgeschabtes, Kleid. Ein kahler Berg, welcher mit keinen Bäumen bewachsen, oder der Bäume beraubt ist. In weiterer Bedeutung heißen die Rehe und Schmahlthiere bey den Jägern zuweilen kahle Thiere, weil sie kein Geweih haben. 2. Figürlich. 1) Der nöthigen Gründe beraubt, im verächtlichen Verstande. Eine kahle, ungegründete, Ausflucht, Ausrede, Entschuldigung, Ursache; im mittlern Lat. calva occasio. Was er dagegen eingewendet hat, könnte nicht kahler seyn, Less. Damit wirst du kahl bestehen, du wirst wegen des Ungrundes deiner Entschuldigung zu Schanden werden. 2) Geringe, schlecht, dem Werthe nach. Ein kahles Tractament. Es ging sehr kahl zu, sehr dürftig, armselig. Kahle zwey Groschen, elende, geringe.

Anm. In der letzten figürlichen Bedeutung schon in dem Salischen Gesetze chala, in der eigentlichen bey dem Notker chal, im Pohln. goly, bey den heutigen Persern khal, und im Lat. calvus, woraus doch nicht folget, daß wir dasselbe erst von den Römern erborget haben. Schon im Hebr. ist קלל glatt, חלק kahl, und גלב ein Barbier. Nimmt man den Übergang des l und r in einander als bekannt an, so gehöret es zu dem alten kara, schneiden, woraus durch vorgesetzten Zischlaut unser scheren entstanden ist. Im Hebr. ist קדח gleichfalls kahl seyn. S. Kerbe und Scheren.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • kahl — • kahl – kahl sein, werden, bleiben Wenn »kahl« das Ergebnis der mit einem folgenden einfachen Verb bezeichneten Tätigkeit angibt, kann getrennt oder zusammengeschrieben werden {{link}}K 56{{/link}}: – die Raupen haben den Baum D✓kahl gefressen… …   Die deutsche Rechtschreibung

  • kahl — Adj std. (8. Jh.), mhd. kal(wes), ahd. kalo, mndl. calu Stammwort. Aus wg. * kalwa Adj. kahl , auch in ae. calu(w). Zu vergleichen ist vermutlich akslav. golŭ nackt , zu dem einerseits lit. gáldyti scheuern, reinigen ( blank machen ),… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • kahl — kahl: Das westgerm. Adjektiv mhd. kal, ahd. chalo, niederl. kaal, engl. callow ist nicht, wie vielfach angenommen, aus lat. calvus »kahl, glatzköpfig« entlehnt, sondern mit der baltoslaw. Sippe von russ. golyj »kahl, nackt, bloß« verwandt.… …   Das Herkunftswörterbuch

  • kahl — Adj. (Mittelstufe) ohne Haare Synonyme: haarlos, kahlköpfig, glatzköpfig Beispiele: Er wird langsam kahl. Er ließ sich den Kopf kahl scheren …   Extremes Deutsch

  • Kahl — Kahl, Dorf im Landgerichte Alzenau des baierischen Kreises Unterfranken, durch den Fluß Kahl getheilt in Ober u. Unterkahl; Glashütte mit Glasschleife, Bergbau auf Eisen, Kupferschiefer, Silber, Blei u. Kobalt; 500 Ew …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Kahl — Kahl, Wilhelm, Kirchen und Staatsrechtslehrer, geb. 17. Juni 1849 in Kleinheubach (Mittelfranken), studierte in Erlangen und München, habilitierte sich 1876 an der Universität München, wurde 1879 ordentlicher Professor in Rostock, 1883 in… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kahl — Kahl, Wilhelm, Jurist, geb. 17. Juni 1849 in Kleinheubach (Unterfranken), seit 1895 Prof. in Berlin; schrieb: »Lehrsystem des Kirchenrechts und der Kirchenpolitik« (Bd. 1, 1894), »Über Parität« (1895), »Die strafrechtliche Behandlung der geistig… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • kahl — [Network (Rating 5600 9600)] Auch: • glatzköpfig Bsp.: • Er ist glatzköpfig …   Deutsch Wörterbuch

  • kahl — nackt; unverhüllt; offen; blank; bloß; glatzköpfig; kahlköpfig; haarlos; ohne Haare; unbehaart * * * kahl [ka:l] <Adj.>: 1. entblößt von etwas; nichts mehr, nichts weiter aufw …   Universal-Lexikon

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