Lefze, die

Lefze, die

Die Lêfze, plur. die -n, ein im Oberdeutschen für Lippe übliches Wort, welches im Hochdeutschen nur noch zuweilen in der höhern Schreibart vorkommt, außer daß man es zuweilen von großen ungestalten Lippen, ingleichen von den herab hangenden Lippen der Thiere gebraucht, welche Bedeutung in der Endung ze gegründet zu seyn scheinet. Ein Hund mit großen herab hangenden Lefzen. Indessen ist diese Nebenbedeutung dem Worte nicht wesentlich, indem es im Oberdeutschen, da wo es gangbar ist, in allen, selbst in den von Herrn Stosch verworfenen Fällen für unser Lippe üblich ist, auch bey dem Kero, Notker, Willeram und andern häufig dafür gebraucht wird. Wenn es 1 Mos. 11, 1 heißt, die Welt habe einerley Zunge und Sprache gehabt, so stehet dafür in den ältern Bibeln des 15ten Jahrhundertes, sie sey eines Lefzens oder Lepsens gewesen, und in dem zu Basel 1523 gedruckten neuen Testamente Luthers wird Lippe als ein dort unverständliches Wort durch Lefftze erkläret; hundert anderer Beyspiele zu geschweigen. In einigen obgleich wenigen Fällen wird es im Hochdeutschen auch figürlich gebraucht, wo das Wort Lippe nicht so gangbar ist. So wird das nieder gedrückte schräge Feld über dem Aufschnitte einer Flöte die Oberlefze, das kleinere Feld aber die Unterlefze genannt. Ja im Oberd. kommt es zuweilen von einem jeden Rande vor.

Anm. Bey dem Kero und Notker Lefsa, bey dem Willeram nur Leffa, bey den Schwäbischen Dichtern und spätern Oberdeutschen Schriftstellern mit versetztem Zischlaute Lespe und Lesfe. S. Lippe.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Lefze — die Lefze, n (Oberstufe) Lippe bei bestimmten Tieren Beispiel: Der Hund zog die Lefzen nach oben und fing an zu knurren …   Extremes Deutsch

  • Lefze — Sf erw. stil. (8. Jh.), mhd. lefs(e), ahd. lefs m Stammwort. Weiterbildung eines alten s Stammes, der in ahd. leffur m., as. lepor bezeugt ist. Außergermanisch vergleicht sich l. labium, labrum n. Lippe, Rand (mit Schwierigkeiten im Vokalismus).… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Lefze — Lef|ze [ lɛfts̮ə], die; , n: Lippe (bei Hund und Raubwild): der Wolf öffnete die Lefzen, sodass seine Zunge sichtbar wurde. * * * Lẹf|ze 〈f. 19〉 Lippe (des Raubwildes, Hundes u. a. Haustiere) [<mhd. lefs(e) <ahd. lefs <urgerm. *lepas,… …   Universal-Lexikon

  • Lefze — Lẹf·ze die; , n; meist Pl; die Lippen eines Hundes oder Raubtieres …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Lefze — Lẹf|ze, die; , n (Lippe bei Tieren) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Lippe, die — Die Lippe, plur. die n, Diminut. das Lippchen, Oberd. Lipplein, der bewegliche fleischige Rand des Mundes an Menschen und Thieren, welcher den Eingang öffnet und schließet. Die Oberlippe. Die Unterlippe. Die Vorlippen, die äußern rothen Streifen… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Oberlefze, die — Die Oberlêfze, plur. die n, im Oberd. und der anständigern Sprechart der Hochdeutschen, die obere Lefze; im gemeinen Leben die Oberlippe. Ingleichen figürlich, an den Flöten, das nieder gedrückte schräge Feld über dem Aufschnitte. Alles im… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Unterlefze, die — Die Unterlêfze, plur. die n, im Oberdeutschen und zuweilen auch in der anständigen Sprechart der Hochdeutschen die untere Lefze oder Lippe, im gemeinen Leben die Unterlippe; zum Unterschiede von der Oberlefze oder Oberlippe. An den Flöten ist es… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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