Meiden (2)

Meiden (2)

2. Meiden, verb. irreg. act. Ich meide, du meidest, er meidet; Imperf. ich mied; Mittelw. gemieden; Imperat. meide. Es bedeutet, 1) eigentlich, einer Person oder Sache aus dem Wege gehen, sich hüthen, daß man sich nicht mit ihr an Einem Orte befinde, ihrer Gegenwart zu entgehen suchen; wofür auch, doch mit einigem Nachdrucke, vermeiden üblich ist. Zu meiden die Stricke des Todes, Sprichw. 13, 14. Ihr könnet wohl wieder Freunde werden, wenn du ihn nicht meidest, Sir. 22, 27. Einen ketzerischen Menschen meide, Tit. 3, 10. Eines Gesellschaft meiden. Man muß ihn meiden, als ein schlagendes Pferd, ihm aus dem Wege gehen. Leide, was du nicht meiden kannst. Das Land, die Stadt, den Hof meiden müssen, denselben nicht zu nahe kommen, sich nicht betreten dürfen. Ich werde von ihm gemieden. 2) In weiterer und figürlicher Bedeutung, vorsetzlich unterlassen, mit Bestrebung der Gelegenheit, der Veranlassung dazu, zu entgehen. Meidet allen bösen Schein, 1 Thess. 5, 22. Schlecht und recht, gottesfürchtig und meidet das Böse, Hiob 2, 3. Die Arbeit, die Sünde, die Trunkenheit, das Laster meiden. Allen Streit zu meiden. Ich mied alle Gelegenheiten dazu. So auch die Meidung.

Anm. Schon bey dem Kero und Ottfried midan, im Nieders. miden, wo auch midern enthaltsam, schüchtern, fruchtsam ist. Ehedem bedeutete es auch verborgen seyn, ingleichen sih miden bey dem Notker sich schämen, der auch Midunga für Scham gebraucht. In noch mehr thätiger Bedeutung ist bimiden, bey dem Ottfried abwenden, und bey der Winsbeckinn figürlich abmahnen. Das du mit runen midest mih, daß du mich heimlich abmahnest. Aus allem rehellet, daß es ein Abkömmling von mähen ist, so fern solches überhaupt eine gelinde Bewegung bedeutet, daher pimidan in den Monseeischen Glossen durch declinare übersetzt wird. Meiden und fliehen sind daher nur in den Graden der Bewegung unterschieden. Nimmt man die Verwechselung der Buchstaben eines und eben desselben Werkzeuges als etwas Bekanntes an, so ist auch das Lat. vitare ein sehr naher Geschlechtsverwandter davon. Einige geben diesem und dem zusammen gesetzten vermeiden eine reguläre Abwandelung; ich meidete, gemeidet, welche Form auch Hiob 1, 1 Tob. 1, 5, 10 vorkommt. Indessen ist im Hochdeutschen die irreguläre immer noch die üblichste.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • meiden — meiden …   Deutsch Wörterbuch

  • meiden — Vst. std. (8. Jh.), mhd. mīden, ahd. mīdan, as. mīđan Stammwort. Aus wg. * meiþ a Vst. meiden , auch in ae. mīđan, afr. formītha vermeiden . Aus ig. * meit wechseln, tauschen , auch in l. mūtāre wechseln, weichen , lett. mitêt unterlassen ,… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • meiden — meiden: Das westgerm. Verb mhd. mīden, ahd. mīdan, niederl. mijden, aengl. mīđan gehört im Sinne von »(den Ort) wechseln, ‹sich› verbergen, ‹sich› fern halten« zu der unter ↑ Meineid dargestellten idg. Wortgruppe. Eng verwandt sind die Sippen von …   Das Herkunftswörterbuch

  • meiden — V. (Mittelstufe) geh.: sich von etw. fernhalten Synonym: ausweichen Beispiele: Seit einigen Jahren meidet er Alkohol. Aus irgendeinem Grund meidet er mich in letzter Zeit …   Extremes Deutsch

  • meiden — obs. form of maiden …   Useful english dictionary

  • Meiden — Vermeidung; Vermeiden; Umgehung * * * mei|den [ mai̮dn̩], mied, gemieden <tr.; hat: jmdm., einer Sache, mit der man nicht in Berührung kommen will, aus dem Wege gehen: die beiden meiden sich/einander; bei Einnahme von Medikamenten sollte man… …   Universal-Lexikon

  • meiden — (sich) fliehen (literar.); aus dem Wege gehen; ausweichen; (sich) entziehen; scheuen; auf Abstand bleiben; einen Bogen machen (um) (umgangssprachlich); bleiben lassen ( …   Universal-Lexikon

  • meiden — mei·den; mied, hat gemieden; [Vt] 1 jemanden / etwas meiden mit jemandem / etwas keinen Kontakt haben wollen, also z.B. jemanden nicht sehen oder treffen wollen ≈ jemandem aus dem Weg gehen: Seit ihrem Streit meiden sich Peter und Hans; Er mied… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Meiden — 1. Meid, das du sagst, es sey nit recht. – Franck, I, 157b. 2. Meid, hilffts nit, so leid. – Franck, I, 152a; Petri, II, 471; Gruter, I, 59; Latendorf II, 21; Schottel, 1126a; Körte, 4190; Hertz, 68. 3. Meide die Güsse, so meidest du die Flüsse.… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Meiden (1) — 1. * Meiden, verb. reg. act. welches im Hochdeutschen veraltet ist, ehedem aber schneiden, und in engerer Bedeutung verschneiden, castriren bedeutete. Daher war Meide oder Meiden ehedem ein verschnittenes Pferd, ein Wallach, welches Wort viele… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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