Anstatt

Anstatt

Anstatt, eine Partikel, welche das Daseyn einer Person oder Sache an der Stelle einer andern ausdruckt. Wenn dasjenige, an dessen Stelle sich ein anderes befindet, durch ein Nennwort bezeichnet wird, so stehet dieses in der zweyten Endung, welche von dem in der Partikel befindlichen Hauptworte Statt herrühret. Ich wünschte, du gingest anstatt meiner hin. Anstatt des Fürsten war ein Minister zugegen. Ich will meine Freunde anstatt meines Herzens zu Rathe ziehen. Bestehet solches aber aus einem Verbo, oder aus einem ganzen Satze, so folget entweder der Infinitiv mit zu, oder die Conjunction daß. Anstatt zu kommen, blieb er weg, oder anstatt daß er kommen sollte, blieb er weg.


Scheint stolz auf seine Schmach, anstatt beschämt zu seyn,

Wiel.


Anstatt, daß sie uns in der Gefahr beystehen sollten, so zeigen sie uns den Ursprung und die Größe derselben, Gell.

Anm. Es ist mit der Präposition an und dem Substantive Statt, Ort, zusammen gesetzet, daher es auch einige getheilt an Statt, und andere, obgleich sehr unrichtig, an statt schreiben. Zuweilen kann diese Partikel getrennet werden, da denn zwischen beyde Hälften der Genitiv des Nennwortes eingeschaltet wird. Ich wünschte, du gingest an meiner Statt hin. An des Fürsten Statt war ein Minister zugegen. Du seufzest darüber, daß deine Väter nicht an deiner Statt Schweiß vergossen haben, Dusch. Ja es gibt Fälle, wo die Theilung nothwendig ist; z.B. einen an Kindes Statt annehmen, wo anstatt eines Kindes, ungewöhnlich ist. Wenn kein Nennwort vorhanden ist, findet die Theilung ohne dieß nicht Statt; wenn sie aber geschiehet, so bekommt Statt billig ein großes S, weil es alsdann in alle Rechte eines Substantives wieder eintritt. Auch kann zuweilen die Präposition weggelassen und statt allein gesetzet werden. Ich wünschte, du gingest statt meiner hin. Statt des Fürsten war ein Minister zugegen. Sein Wort gilt statt eines Gesetzes. Da es hier ganz die Gestalt einer Präposition hat, so fällt auch der große Buchstab billig weg. An meine Statt, an deine Statt ist zwar nicht ganz unrichtig, aber doch ungewöhnlicher, als die Wortfügung mit der zweyten Endung des persönlichen Pronominis. Gebietet ir an meine statt, sang schon Reimar der alte. Anstatt oder statt, in der Bedeutung der Präposition für, etwas anstatt einer Wohlthat achten, ist im Hochdeutschen veraltet; auch haben diejenigen keinen Beyfall gefunden, welche für Pronomen Anstattwort einführen wollen.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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