Nachlassen

Nachlassen

Nachlassen, verb. irreg. (S. Lassen,) welches in doppelter Gestalt üblich ist.

I. Als ein Activum. 1. So fern nach so viel als hinter bedeutet, hinter sich lassen, zurück lassen. 1) Eigentlich, wo es hauptsächlich von Personen und Sachen gebraucht wird, welche man nach dem Tode in der Welt zurück läßt; im Oberdeutschen hinterlassen. Er hat nicht viel Vermögen nachgelassen. Die nachgelassenen Freunde. S. Nachlaß. 2) * Figürlich, für unterlassen, nicht thun, nicht beobachten. Wir haben ihnen auch Geld gethan und Getreide, den Wucher aber haben wir nachgelassen, Nehem. 5, 10. Im Hochdeutschen ist diese Bedeutung fremd, wenigstens ungewöhnlich. Noch ungebräuchlicher aber ist die Bedeutung des Aufhebens, in welcher es Richt. 2, 1 vorkommt: ich wollte meinen Bund mit euch nicht nachlassen ewiglich. 2. So fern nach eine Zeitfolge und Ordnung bedeutet, ist nachlassen in den Salzwerken so viel als nachfüllen. Die Salzpfannen werden nachgelassen, wenn die Sohle eingekocht ist, und frische nachgegossen wird. 3. So fern nach von der Richtung gebraucht wird, seiner natürlichen Richtung folgen lassen, die Spannung, den Widerstand vermindern. 1) Eigentlich. So läßt man ein Seil, einen Strick, einen Faden nach, wenn man ihn nicht mehr so fest hält, sondern ihn einem Theile nach, oder ein wenig gehen lässet; wofür auch nachgeben üblich ist. Die Hunde nachlassen, bey den Jägern, sie auf eine Fährte anlassen, sie der Fährte nachgehen lassen. Eine Schraube nachlassen, sie locker schrauben. Wo es auch absolute als ein Neutrum gebraucht wird. 2) Figürlich. (a) Einem etwas nachlassen, es ihm zulassen, verstatten. Ich habe ihm schon vieles nachgelassen, verstattet. (b) Einem Theile nach fahren lassen, seine Ansprüche, seinen Widerstand vermindern. Er hat von den geforderten 50 Rthl. zehen nachgelassen. An dem Preise, von dem Preise etwas nachlassen. Ich kann nichts nachlassen, an dem Preise. Ich will von 50 Rthl. bis auf 30 nachlassen, Gell. Es ist ihm nichts an der Strafe nachgelassen worden. So auch in Ansehung anderer Ansprüche oder Gerechtsamen. Ingleichen seinen Widerstand vermindern; wo es gemeiniglich absolute gebraucht wird, wie nachgeben. Er läßt schon nach, widersetzt sich nicht mehr so heftig. Nachlassen stillet groß Unglück, Pred. 10, 4.

II. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, der Heftigkeit, der Intension nach vermindert werden; eine Fortsetzung der vorigen Bedeutung. Die Kälte, die Hitze, die Krankheit läßt nach. Die Schmerzen wollen noch nicht nachlassen. Sein Zorn hat nachgelassen. Seine Hitze hat bald nachgelassen. Ich merke schon, daß ihr Eigensinn nachläßt. In den Salzhütten lässet das Salz nach, wenn es sich setzt.

Daher die Nachlassung, welches doch nur in den Bedeutungen des Activi üblich ist.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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