Niemand

Niemand

Niemand, Genit. niemands, Dat. und Accus. niemand und niemanden, ein persönliches Fürwort, welches nur im Singular üblich ist, und eine Ausschließung einer jeden Person bezeichnet, kein Mann, d.i. kein Mensch; im Gegensatze des jemand. Niemand hat Gott je gesehen. Es kam niemand. Nun will es niemand gethan haben. Das ist niemands Sache. Das weiß niemand, das kann niemand. Es stehet in niemands Macht, wie er wandele, Jerem. 10, 23. Im Scherze wird es wohl auch als ein Hauptwort gebraucht. Der leidige Niemand. Außer diesem letzten Falle leidet es keinen Artikel vor sich. Wenn die Personen näher bestimmt werden, welche man vermittelst dieses Fürwortes ausschließet, so müssen sie die Vorwörter von, unter, in, aus u.s.f. vor sich haben. Hast du niemand von unsern Leuten gesehen? Niemand unter ihnen. Niemand in der Stadt, aus der Stadt, auf dem Lande. Im gemeinen Leben und in der vertraulichen Sprechart ist es sehr gewöhnlich, diesem Worte ein Beywort ungewissen Geschlechtes in Gestalt eines Hauptwortes nachfolgen zu lassen. Es war niemand Fremdes da, kein Fremder. Das wird niemand Rechtschaffenes thun, keine rechtschaffene Person. Er geht mit niemand Rechtschaffenen um. Niemand anders als er, anders nieman, Reinmar der Alte. Niemand Vornehmes. Der Fehler der gemeinen Sprecharten, diesem Fürworte, so wie den verneinenden Nebenwörtern, noch eine Verneinung beyzufügen, niemand nicht, ist schon bey dem Worte nicht bemerket worden.

Anm. Dieses alte Fürwort lautet bey dem Ulphilas nimanna, bey dem Ottfried niaman, im Tatian nioman, bey den Schwäbischen Dichtern nieman, nimmen, im Niedersächs. nüms, nemmes, (wie jüms, jemand,) im Angelsächs. nanman, im Latein. nemo, und im mittlern Lateine nullimannus. Es ist, wie jemand und jedermann, von der alten Verneinung ni und Mann, oder auch von dieser Verneinung und jemand zusammen gesetzt; daher es auch nur allein von Personen gebraucht wird, indem Mann ehedem eine jede Person ohne Unterschied des Geschlechtes bedeutete. Das d, welches dem n so gern nachschleicht, scheinet erst in den spätern Zeiten Eingang gefunden zu haben. In dem Theuerdanke kommt so wohl nieman, als niemandt und in der ersten Endung auch niemandts vor.

In der Declination dieses Wortes sind die Sprachlehrer eben so uneinig, als bey jemand. Den Genit. niemands bestreitet keiner von ihnen, außer daß einer oder der andere niemandes für analogischer hält. Was die dritte und vierte Endung betrifft, so sind schon die alten Schriftsteller darin nicht einig, indem man sie eben so oft ungeändert niemann, als im Dat. niemanne, und im Accus. niemannin, oder auch im Dat. und Accus. niemannin findet. Das geschach niemanne me, ich neide niemen, den gib ich nieman, bey den Schwäbischen Dichtern. Niemannin im Accus. in dem alten Gedichte auf den heil. Anno. Trage niemanne nit noch lange has, Winsbeck. Ein Sach, davon er nymandts sagt, Theuerd. Luther gebraucht niemand. Er that niemand unrecht, Es. 53, 9. Vergeltet niemand Böses mit Bösem, Röm. 12, 17. Lasset euch niemand Gewissen machen, Col. 2, 16. Da man das Gute an niemanden, als an sich schätzet, Gell. Gottsched machte diese Form mit dem -en in der dritten und vierten Endung zur Regel. Höchstens kann man sie als gleichgültig dulden, weil sie das hohe Alterthum für sich hat, zumahl da sie in Ermangelung des Artikels zur bestimmten Bezeichnung des Casus dienet. Analogisch ist sie freylich nicht, indem sie weder mit Mann noch auch mit jedermann überein kommt. S. auch Jemand.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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