Putzen

Putzen

Putzen, verb. reg. act. einem Dinge ein zierliches, ein angenehmes Ansehen von außen geben. 1) Überhaupt und eigentlich, durch Wegnehmung dessen, was dem Auge unangenehm ist, und zwar zunächst durch Wegschneidung dessen, was dem Auge mißfällt oder demselben überflüssig zu seyn scheinet. In diesem Verstande putzt der Gärtner die Bäume, wenn er die untauglichen, verdorbenen oder überflüssigen Zweige wegschneidet. Das Licht putzen, durch Wegnehmung des überflüssigen ausgebrannten Dochtes. Den Bart putzen, ihn scheren, mit dem Schermesser wegnehmen. Daher die besonders im Niedersächsischen üblichen Wörter das Putzbecken, das Barbierbecken, das Putzmesser, das Barbiermesser u.s.f. Vermuthlich rühren davon auch die im gemeinen Leben üblichen Ausdrücke her, jemanden putzen, ihm einen derben Verweis geben, S. Ausputzer. Der Feind ist rechtschaffen geputzt worden, geschlagen. Nicht als eine Figur von putzen, barbieren, sondern so fern dieses Wort ehedem überhaupt schneiden, schlagen u.s.f. bedeutet hat. 2) In noch weiterer Bedeutung, das Ansehen eines Dinges durch Wegschaffung alles dessen, was das Auge beleidiget, verschönern, diese Wegschaffung bestehe nun in einem Reiben, oder in einer andern Handlung. Die Schuhe putzen. Sich die Nase putzen, sich schneutzen. Das Gewehr putzen, es glänzend reiben. Kupfergeschirr, Silbergeschirr u.s.f. putzen, wenn man es glänzend reibet. Die Schuster putzen die Absätze durch Glätten. Die Mäurer putzen ein Haus, eine Wand ab, durch Ebenung des Mörtels oder Gypses u.s.f. 3) Figürlich und in engerer Bedeutung putzet man, theils wenn man die Theile eines Ganzen in eine dem Auge angenehme Lage bringet, theils auch, wenn man das Äußere eines Dinges durch hinzu gesetzte Zierathen verschönert.


Es hüpfen die Sänger des Waldes

Fröhlich empor und putzen die Schwingen,

Zachar.


In dem letzten Falle ist es besonders von Kleidungsstücken üblich, und da putzt man sich, wenn man zierliche Kleider anlegt, und sie durch äußere dem Auge angenehme Nebendinge verschönert. Ein geputztes Frauenzimmer. Sie sind ja heute recht festlich geputzt. Daher das Putzen.

Anm. Im Nieders. gleichfalls putzen, im Schwed. putsa. Das tz zeiget schon, daß dieses Wort ein Intensivum oder Frequentativum ist, dessen Stammwort puten lauten würde, und, wie aus den ersten Bedeutungen erhellet, schneiden bedeutet haben muß. Wir haben wirklich ein Zeitwort, welches ehedem beiten, batten, lautete, schneiden, stechen und schlagen bedeutete, und mit dem Franz. battre, dem Latein. battuere und putare in amputare, genau verwandt ist, S. 3, 4 Beutel, Beißen, Battaille, Peitschen u.s.f. Von diesem ist unser putzen ohne Zweifel das Intensivum. Das veraltete mutzen, für putzen, ist auf ähnliche Art das Intensivum von dem ehemahligen meiden, schneiden, so wie unser schneutzen, welches nur noch von dem Lichte und der Nase gebraucht wird, das Intensivum von schneiden seyn kann, wenigstens so fern es von dem Lichte üblich ist. Im Nieders. ist peit sauber und nett gekleidet, welches mit dem Lat. putus genau überein kommt.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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