Scharren

Scharren

Scharren, verb. reg. act. et neutr. welches im letzten Falle das Hülfswort haben erfordert, der Form nach das Intensivum von dem veralteten scharen, und eigentlich eine unmittelbare Nachahmung eines gewissen Lautes ist. Im gemeinen Leben ist das Scharren mit dem Halse eine Art des Räusperns. Eine Art Krammesvögel, die wir unter dem Nahmen der Schnarre kennen, heißt daher im Oberdeutschen die Scharre. Besonders ahmet es den Laut nach, welcher durch eine heftige Art des Reibens oder Kratzens verursachet wird, da es denn auch diejenigen Handlungen ausdruckt, welche mit diesem Schalle verbunden sind. Mit den Füßen scharren, mit den Fußsohlen auf einem festen, besonders mit Sande bestreuten Boden, stark hin und her fahren, wodurch dieser Laut hervor gebracht wird. Darum daß du mit deinen Händen geklitschet, und mit den Füßen gescharret und -so höhnisch dich gefreuet hast, Ezech. 25, 6. Siehe auch Ausscharren. Die Hühner scharren mit den Füßen in den Mist. Auch die Pferde scharren, wenn sie mit den Vorderfüßen die Erde aufkratzen. Das Roß tobet und scharret in die Erde, Hiob 39, 24. Siehe auch Ausscharren, Einscharren, Verscharren. Das auf dem Tische liegende Geld zusammen scharren, zusammen raffen oder schieben. Figürlich ist Geld zusammen scharren, Geld auf jede nur mögliche Art, ohne Wahl der Mittel, mit ängstlicher Begier zusammen zu bringen suchen. Ingleichen mit gewissen Werkzeugen, wo es eine heftige Art des Reibens, Schabens, oder Kratzens ist. Das Harz von den Bäumen scharren, mit einer Art eines Messers. Die Feuermäuerkehrer scharren den Ruß aus den Schorsteinen. Im Oberdeutschen scharret man auch die Rüben, welche man in Ober- und Niedersachsen schabet. Daher das Scharren.

Anm. Schon bey dem Kero ist skerran auskratzen, und bey dem Ottfried scerran ausreißen, welches aber zunächst zu dem verwandten zerren gehöret. Scheuern, schürfen, schurren, u. a. m. sind gleichfalls damit verwandt, weil sie ähnliche Laute bezeichnen. Im Niederdeutschen ist für scharren schragen üblich, und im Oberdeutschen hat man auch die Hauptwörter Scharrsal und Scharricht, was ab- oder ausgescharret wird. In einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden, gehet dieses Zeitwort irregulär.


Dieweil du uns so arg mit Drohen angeregt

Durchschorren wir den Sand,

Opitz;


für durchscharren.


Will mit der Aschen mich, wie er, verschorren seyn,

ebend.


In andern Stellen hat er dagegen richtiger verscharrt und eingescharrt. Im Hochdeutschen ist es ohne Ausnahme regulär. Indessen sagt man doch in einigen Gegenden schoren für scharren, S. Scharrerde.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Scharren — steht für Scharn, veraltet Marktstand Scharren (Tätigkeit), mit den Extremitäten oder einem Gegenstand wiederholt (hörbar) über eine Oberfläche schleifen/kratzen und dabei Material fortbewegen bzw. hervorbringen Scharren bei Dockendorf,… …   Deutsch Wikipedia

  • scharren — Vsw std. (14. Jh.), mhd. scharren, mndd. scharren Stammwort. Zu vd. * skerr a , älter vermutlich * skers a Vst. (mit Ausbreitung des grammatischen Wechsels) scharren, kratzen in ahd. skerran, as. scerran, mhd. scherren. Außergermanisch sind… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • scharren — scharren: Das Verb (mhd. scharren) steht neben schurren »knirschend über den Boden gleiten, scharren« (mnd. schurren, entsprechend schwed. skorra) und ist eine Intensivbildung zu dem im Nhd. untergegangenen starken Verb mhd. scherren, ahd.… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Scharren [1] — Scharren, 1) so v.w. Brod u. Fleischbank; daher Scharrenschlachten, so v.w. Bankschlachten; 2) breite Pfähle, welche an Ufern eingeschlagen werden, um sie zu befestigen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Scharren [2] — Scharren (Kratzen), mit dem mäßig scharfen Rande eine Fläche in der Haut ein dem Jucken entgegengesetztes wohlthätiges Gefühl erregen, nicht blos dadurch, daß man den das Jucken erregenden Gegenstand dadurch entfernt, sondern auch die Haut selbst …   Pierer's Universal-Lexikon

  • scharren — V. (Aufbaustufe) die Füße oder Krallen immer wieder über den Boden schleifen lassen Synonym: kratzen Beispiele: Die Stühle scharrten über den Boden. Der Hund scharrte im Boden nach einem Knochen …   Extremes Deutsch

  • scharren — kratzen; schaben * * * schar|ren [ ʃarən] <itr.; hat: die Füße, Krallen o. Ä. wiederholt schleifend über eine Oberfläche bewegen und dabei ein entsprechendes Geräusch verursachen: der Hund scharrt an der Tür; das Pferd scharrt mit dem Huf; die …   Universal-Lexikon

  • Scharren — Schaben; Kratzen * * * schar|ren [ ʃarən] <itr.; hat: die Füße, Krallen o. Ä. wiederholt schleifend über eine Oberfläche bewegen und dabei ein entsprechendes Geräusch verursachen: der Hund scharrt an der Tür; das Pferd scharrt mit dem Huf; die …   Universal-Lexikon

  • scharren — schạr·ren; scharrte, hat gescharrt; [Vi] 1 ein Tier scharrt (irgendwo) ein Tier bewegt die Hufe, die Krallen o.Ä. so auf dem Boden hin und her, dass dabei kleine Löcher entstehen: Die Hühner scharren im Mist / im Stroh 2 ein Tier scharrt… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Scharren — 1. Es will alles scharren, was von Hennen kommt. – Winckler, II, 82. 2. Hinter sich scharren die Hühner. 3. Jeder scharrt auf seinen Kuchen. – Blum, 331. Egoismus. Holl.: Het zij Geus, Menuist of Papist, elk schraapt maar in zijne kist.… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”