Schwinden

Schwinden

Schwinden, verb. irreg. Imperf. ich schwand; Mittelw. geschwunden; Imperat. schwinde. Es erfordert das Hülfswort seyn, und bedeutet, 1. * schnell im Kreise beweget werden; eine jetzt veraltete Bedeutung, von welcher indessen noch unser Schwindel abstammet. 2. Sich schnell vorüber bewegen. 1) * Eigentlich; eine im Hochdeutschen gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher man noch im Niedersächsischen sagt, alles schweinen oder schwinden lassen, alles gehen lassen, zu allem durch die Finger sehen. Siehe Geschwinde, welches von dieser Bedeutung abstammet. 2) Figürlich. (a) Vergehen, schnell aufhören zu seyn, oder doch empfunden zu werden; in welcher Bedeutung jetzt verschwinden üblicher ist. Ehedem sagte man dafür nur schwinden. Wenn der Priester siehet, daß das Eiterweiß schwindet, 3 Mos. 13, 39. Und die höhere Schreibart ziehet dieses einfache Zeitwort noch zuweilen dem zusammen gesetzten vor. Das Auge der Welt neigt sich und geht unter, Farben ermatten und schwinden, Herd. Nun schwindet des Winters Gestalt, Haged. (b) Schwinden lassen, fahren lassen, besonders im Oberdeutschen und der gemeinen Sprechart der Hochdeutschen. Einen Verdacht schwinden lassen. Ich will zehen Thaler schwinden lassen, fallen lassen. (c) Unvermerkt an körperlichem Umfange abnehmen. Das Holz schwindet, wenn es trocken wird. Das Eisen setzt sich nach dem Gusse und schwindet. So bald die Sonne die Fettigkeit aus dem Kütte gezogen, schwindet er und springt ab. Ein Glied schwindet, wenn es an körperlichem Umfang und Kräften abnimmt, gleichsam abstirbt, welchen Zufall man auch wohl den Schwind zu nennen pflegt. Figürlich auch wohl für abnehmen, vermindert werden überhaupt.


Indessen fühl ich wohl, daß meine Kräfte schwinden,

Canitz.


Die guten Künste schwinden

Und nehmen täglich ab,

Opitz.


So auch das Schwinden.

Anm. Bey dem Ottfried ohne d, dem oft ungebethenen Begleiter des Nasenlautes, suinen, im Niedersächs. swinen, sweinen, im Angelsächs. aswinan, im Schwed. svinna, im Isländ. swina, mit einem andern Vorlaute im Niedersächs. dwinen, im Isländ. dwina, im Schwed. tvina, im Engl. to dwine, to dwindle. Schwind und schwinden sind natürliche Ausdrücke einer schnellen, leichten Bewegung, zu deren Geschlechte auch Wind, wenden u.s.f. und mit andern Endlauten auch schwingen, Schwanz, u.s.f. gehören. In Baiern ist Schwinderling eine Maulschelle, gleichfalls eine Onomatopöie der schnellen heftigen Bewegung.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • Schwinden — ist der Name folgender Personen: Ted Schwinden (* 1925), US amerikanischer Politiker Schwinden bezeichnet außerdem allgemein das Verschwinden oder ein Abnehmen, näheres unter Schwund das Verhältnis zwischen dem Volumen eines Metallgussteils bei… …   Deutsch Wikipedia

  • schwinden — schwinden: Das starke Verb mhd. swinden, ahd. swintan »abnehmen, sich verzehren, vergehen«, aengl. swindan »abnehmen, schmachten« ist wahrscheinlich mit der slaw. Sippe von russ. vjanut᾿ »welken« verwandt. Zu »schwinden« gehören auch das… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Schwinden — Schwinden, 1) vergehen; 2) an körperlichem Umfange od. auch an Kraft abnehmen; bes. vom Holze, wenn es durch Zusammentrocknen in einen kleineren Raum zusammenzieht, s.u. Holz 1); kann das Holz nicht in allen seinen Theilen gleichmäßig schwinden u …   Pierer's Universal-Lexikon

  • schwinden — Vst. std. (8. Jh.), mhd. swinden, ahd. swintan, as. swindan Stammwort. Aus wg. * swend a Vst. schwinden , auch in ae. swindan. Keine sichere Vergleichsmöglichkeit; zu beachten ist ahd. swīnan Vst. schwinden . Die nächsten Verwandten sind… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • schwinden — V. (Mittelstufe) geh.: allmählich immer geringer werden Synonyme: sich verringern, dahinschwinden (geh.) Beispiele: Seine Kräfte begannen zu schwinden. Die Reserven schwanden von Tag zu Tag …   Extremes Deutsch

  • Schwinden — Schwinden, Volumenverminderung bei Holz, frisch geformten Tonwaren etc. durch Eintrocknen, bei Metallgüssen durch Erkalten …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • schwinden — ↑atrophieren, ↑rarefizieren …   Das große Fremdwörterbuch

  • schwinden — abflauen; zergehen; vergehen; dahingehen * * * schwin|den [ ʃvɪndn̩], schwand, geschwunden <itr.; ist (geh.): [unaufhaltsam] immer weiter abnehmen, sich verringern [und schließlich restlos verschwinden, erlöschen, aufhören zu existieren]: die… …   Universal-Lexikon

  • schwinden — a) abebben, abflauen, abklingen, abnehmen, ausgehen, auslaufen, sich legen, nachlassen, sich reduzieren, schrumpfen, sinken, verebben, sich verlieren, sich vermindern, sich verringern, weniger werden, zu Ende gehen, zurückgehen; (geh.): im… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • schwinden — schwịn·den; schwand, ist geschwunden; [Vi] 1 etwas schwindet etwas wird immer weniger: Als sie zwei Wochen lang nicht anrief, schwand seine Hoffnung auf eine Versöhnung 2 jemandem schwinden die Sinne geschr; jemand wird ohnmächtig, verliert das… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

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