Stolz

Stolz

Stolz, -er, -este, adj. & adv. ein Wort, welches ursprünglich den Begriff der Höhe, der Größe, oder Hervorragung über andere hat, aber nur in einigen figürlichen Bedeutungen üblich ist.

1. Andere Dinge seiner Art an äußerem Ansehen übertreffend, und in weiterm Verstande, in seiner Art vortrefflich, prächtig, schön; eine noch im gemeinen Leben vieler Gegenden übliche Bedeutung. Er war der stolzeste schönste Mann, den man von Leib und Gesund finden konnte, Königshov. bey dem Frisch; wo es von dem persönlichen guten Ansehen mit Inbegriff vorzüglicher Leibesgröße gebraucht wird. Bey den Jägern ist der Hirsch stolz, wenn er völlig verendet hat, weil er alsdann das höchste und beste Ansehen hat. Ein stolzes Haus, ein stolzes Mädchen, stolze Kleider, noch in vielen Gegenden für prächtig. Im Niedersächsischen sagt man, einen stolzen Thaler Geld bey etwas verdienen für einen schönen. Nieders. stolt, Schwed. stolt. Ihre leitet es in dieser Bedeutung von dem alten Gothischen Stilt, ein Fest her, daß es eigentlich festlich oder feyerlich bedeuten müßte. Allein es scheinet dem Begriffe der Hervorragung, des Übertreffens an verhältnißmäßiger Größe, der Vorzug zu gebühren. Im Wallachischen ist Stolida, Zierde, Putz.

2. * Kühn, dreist, entweder sofern die Kühnheit in Erhebung über andere bestehet, oder auch so fern sie aus dem Bewußtseyn eigener Größe und Vorzüge entspringet; Holländ. stout. Im Hochdeutschen ist auch diese Bedeutung ungangbar; in einigen Gegenden aber sagt man sich verstolzen, für sich erkühnen.

3. In weiterer Bedeutung ist stolz seiner Vorzüge bewußt, und dieses Bewußtseyn durch sein Äußeres verrathend, wo es sowohl in gutem als nachtheiligem Verstande gebraucht wird. (1) Im guten oder wenigstens gleichgültigen Verstande, sich wahrer Vorzüge bewußt, und diesem Bewußtseyn gemäß handelnd. Stolz auf etwas seyn, sich desselben als eines Vorzuges bewußt seyn. Ich bin stolz auf ihn. Glückliche Zeiten, da Tugend und Unschuld meine Gespielinnen waren, da ich noch auf mein Herz stolz seyn konnte!


Schön, edel, mild, zu stolz, durch Künste zu gefallen,

Und doch von Hochmuth fern, gefällt der Jüngling allen,

Weiße.


(2) Im nachtheiligen Verstande ist man stolz, entweder wenn die Vorzüge, deren man sich bewußt zu seyn scheinet, nicht wirklich vorhanden sind, oder wenn man durch seine Handlungen ein höheres Gefühl seiner Vorzüge verräth, als sie verdienen, ingleichen in dieser Denkungsart gegründet; im Gegensatze des bescheiden. Stolz seyn, werden, machen. Ein stolzer Mann. Eine stolze Antwort. Stolze Geberden, stolze Mienen, stolze Augen. Stolz von Geberden, Gell. Reichthum und Schönheit machen stolz. Auf diese Versicherung kann ich eben nicht stolz werden, Gell. Lucie, mein männliches Herz zerbricht deine stolzen Fesseln. Noch werde der Krieger stolzeste sagen, Klopst. Zuweilen in engerer Bedeutung auch für übermüthig.


Die stolze Fluth (hat uns) verschwemmet ganz und gar,

Opitz;


in welcher Bedeutung es in der Deutschen Bibel mehrmals vorkommt.

Anm. Im Nieders. stalt, im Schwed. gleichfalls stolt, im Engl. und Holländ. stout. Es ist wohl mehr als wahrscheinlich, daß der Begriff der entweder wahren oder angenommenen vorzüglichen Größe der Stammbegriff ist, daher dieses Wort als ein Verwandter von Stelze und steil angesehen werden muß. Ein Stolzer sucht oft auch seine körperliche Höhe größer zu machen, als sie ist. Ein stolzer Mensch heißt im Nieders. auch ein Steilohr. Ohne Zischlaut gehöret auch das Latein. tollere hieher. Dieses Wort verändert in der Composition seinen Selbstlaut nicht, daher es irrig ist, wenn es beym Hagedorn heißt: tausend mögen stölzer wählen. Wenn in Preußen die Butter, wenn sie im Winter steif und ungeschmeidig ist, stolz heißt, so scheinet es keine Figur der vorigen Bedeutungen, sondern alsdann ein Verwandter von Stollen zu seyn, so fern es auch den Begriff der Festigkeit hat.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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