Ausnehmen

Ausnehmen

Ausnehmen, verb. irreg. act. S. Nehmen, aus einem Orte nehmen, heraus nehmen. 1. Eigentlich. Vögel ausnehmen, aus dem Neste. Einen Zahn ausnehmen, ausziehen. Das Eingeweide ausnehmen, aus einem Thiere. Noch mehr aber metonymisch, besonders von Fischen und Vögeln. Einen Fisch, ein Huhn u.s.f. ausnehmen. Waaren ausnehmen, sie auf Credit kaufen.

2. Figürlich. 1) Ausschließen, eine Sache nicht mit unter den übrigen verstanden haben wollen. Eine Pflicht, von welcher niemand ausgenommen ist. Ich nehme niemanden aus, ich behaupte meinen Satz allgemein. Ich nehme nichts aus. In dieser Bedeutung wird das Particip. Passiv. ausgenommen zuweilen als eine Partikel gebraucht, in welchem Falle sie am liebsten den Accusativ vor sich hat. Diese Pflicht verbindet einen jeden, keinen ausgenommen. Andere Wortfügungen, z.B. mit der Endung des vorher gehenden Zeitwortes; ingleichen mit den Partikeln daß, wo u.s.f. klingen im Hochdeutschen hart, und werden lieber auf andere Art ausgedruckt; z.B. er hat einem jeden etwas geschenket, ausgenommen mir nicht, für, nur mir nicht; ich bin überall gern, ausgenommen wo man mich nicht gerne siehet.

2) Sich ausnehmen, sich von andern Dingen seiner Art, besonders durch das äußere Ansehen, auf eine vorzügliche Art unterscheiden. Dieser Zeug nimmt sich vortrefflich aus, hat ein schönes Ansehen.

Mit schmaler Gestalt, durch keine Kleidung erkünstelt,

Nimmt sie unter den Nymphen sich aus, Zachar.

Hierher gehöret auch das Particip Activi, ausnehmend, welches, besonders in Obersachsen, häufig für vorzüglich gebraucht wird, was sich auf eine besondere Art ausnimmt. Ein ausnehmender Trost. Ein ausnehmendes Lob. Sagst du es ihm denn selbst, daß du ihn so ausnehmend liebst? Gell. Ich bin mit ausnehmender Hochachtung, u.s.f. ebend. Ich freue mich ausnehmend, ebend. Laß dir das einen Bewegungsgrund seyn, deinen Eifer durch ausnehmende Thaten sichtbar zu machen, Dusch. Ehedem gebrauchte man dafür das Particip. Passiv. in der ersten figürlichen Bedeutung des Zeitwortes ausnehmen.


Ein Pfaff an Chunst volchomen

Und an Weishait auzgenommen,


in der alten Chronik, in den Beyträgen zur kritischen Hist. der Deutschen Sprache, B. 1, S. 594.

Das Hauptwort die Ausnehmung ist nur in der ersten eigentlichen Bedeutung, in der ersten figürlichen aber die Ausnahme üblich.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • ausnehmen — V. (Aufbaustufe) die Eingeweide aus Geflügel o. Ä. entfernen Beispiel: Er hat den Fisch schnell und geschickt ausgenommen. ausnehmen V. (Aufbaustufe) jmdn. oder etw. nicht in Betracht ziehen, jmdn. oder etw. ausschließen Synonyme: auslassen,… …   Extremes Deutsch

  • ausnehmen — leimen (umgangssprachlich); abziehen (umgangssprachlich); über den Tisch ziehen (umgangssprachlich); über den Löffel barbieren (umgangssprachlich); hereinlegen; betrügen; täuschen; linken (umgangssprachlich); …   Universal-Lexikon

  • ausnehmen — 1. ausschlachten, ausweiden; (Jägerspr.): aufbrechen. 2. Geld abnehmen; (ugs.): lausen, schröpfen; (salopp): abkochen, abzocken; (ugs. scherzh.): erleichtern; (ugs. abwertend): ausschlachten. 3. absehen, auslassen, ausschließen, außer Acht lassen …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • ausnehmen — aus·neh·men (hat) [Vt] 1 jemanden / sich / etwas (von etwas) ausnehmen behaupten, dass jemand / man selbst / etwas von einer Aussage, Regelung o.Ä. nicht betroffen ist ≈ ausschließen: Ich kann von diesem Vorwurf niemanden ausnehmen; Die Straße… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Ausnehmen — Als Ausnehmen oder Ausweiden bezeichnet man ein Vorbereitungsverfahren in der Lebensmittelherstellung. Beim Ausnehmen entfernt man die Eingeweide von Tieren wie zum Beispiel Wild, Geflügel und Fisch. Die Gewinnung von Muskelfleisch bezeichnet man …   Deutsch Wikipedia

  • ausnehmen — ausnehmentr 1.jnschröpfen,ausrauben;jmdasGeldabgewinnen;jndurchüberhöhtePreisebetrügen.HergenommenvomAusweidengetöteterTiere.1500ff. 2.jnbeimKartenspielgründlichbesiegen.Seitdemspäten19.Jh. 3.jngründlichausfragen,scharfverhören.Seitdemspäten19.Jh …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • ausnehmen — aus|neh|men ; sich gut ausnehmen (gut wirken); vgl. ausgenommen …   Die deutsche Rechtschreibung

  • ausnehmen, sich — sich ausnehmen V. (Oberstufe) geh.: einen bestimmten Eindruck machen, in bestimmter Weise wirken Synonyme: anmuten, anzusehen sein, erscheinen, ausschauen (SD, A) Beispiel: Die alten Möbel nehmen sich in diesem großen Zimmer sehr gut aus.… …   Extremes Deutsch

  • Ausnehmen — 1. Dat nimmt sik Fransch ût, säd Hans, un krêg de Diern bi n Schinken. (Holst.) 2. Er nimmt sich aus wie in der Bassgeige die Laus. [Zusätze und Ergänzungen] 3. Ich nîm niemand auss, dan Got. – Franck, II, 82b. 4. Man sol alweg einen aussnemen. – …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Jemanden ausnehmen wie eine Weihnachtsgans —   Die umgangssprachliche Wendung besagt, dass jemand meist auf unehrliche Weise um sehr viel Geld gebracht wird: Der Alte ist stinkreich und strohdumm, den nehmen wir aus wie eine Weihnachtsgans! Er war zwei Berufsspielern in die Hände gefallen,… …   Universal-Lexikon

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