Verletzen

Verletzen

Verlêtzen, verb. reg. act. ein körperliches Ding so beschädigen, daß dadurch dessen Vollständigkeit oder ganze Beschaffenheit leidet, der gehörige Zusammenhang des Ganzen oder eines Theiles unterbrochen wird. 1. Eigentlich. Einen Baum verletzen, durch Abhauung eines Zweiges, Beschädigung der Rinde, der Wurzel u.s.f. Ein Werk der Kunst verletzen. Eine verletzte Bildsäule. Ach soll ein Stahl dieß schöne Haar verletzen! Am häufigsten von lebendigen Geschöpfen. Jemanden am Leibe, sich an der Hand, an dem Fuße verletzen, es geschehe durch Verrenkung oder Verwundung, als ein allgemeiner Ausdruck, der doch am häufigsten von geringern Beschädigungen gebraucht wird, dagegen verwunden eine besondere Art der Verletzung ausdruckt. Gott verletzet und verbindet, Hiob. 5, 18. Ein schwangeres Weib verletzen, 2 Mos. 21, 22. Wer seinen Nächsten verletzt, dem soll man thun, wie er gethan hat, Schade um Schade, Auge um Auge, Zahn um Zahn, wie er hat einen Menschen verletzt, 3. Mos. 24, 19f. Sich etwas im Leibe verletzen. 2. Figürlich. Jemandes Ehre, guten Nahmen verletzen, oder ihn an seiner Ehre, an seinem guten Nahmen verletzen. Jemandes Recht, oder ihn an seinem Rechte verletzen. Die eheliche Treue verletzen.

Daher die Verletzung in beyden Fällen, sowohl von der Handlung des Verletzens, ohne Plural, als auch von der dadurch zugefügten Beschädigung, mit demselben.

Anm. Bey dem Ottfried gilezzen, bey seinen Nachfolgern nur letzen, welches unter andern noch Es. 11, 9 vorkommt: man wird nicht letzen noch verderben auf meinem heiligen Berge. Die Endsylbe zeu zeigt, daß dieses Wort ein Intensivum ist, dessen einfacheres Stammwort noch in dem Lat. laedere herrschet, von welchem auch Lacinia abstammet. Mit einem andern, aber nahe verwandten Endlaute war für letzen, auch lesen, lesten, und in der intensiven Form lästern üblich; daher denn das bey den Schwäbischen Dichtern befindliche verlesten, und das Schwed. lästa, verletzen, ingleichen unser Laster in der veralteten eigentlichen Bedeutung, und verlästern, welche beyde letztern eigentlich einen hohen Grade der Verletzung bezeichnen, wodurch ein Ding ungestaltet wird.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • verletzen — V. (Grundstufe) jmdm. oder sich eine Wunde zufügen Beispiele: Bei dem Unfall wurde niemand verletzt. Er verletzte sich beim Sturz vom Baum. Das Kind hat sich am Arm verletzt. verletzen V. (Aufbaustufe) jmdn. durch sein Verhalten oder seine… …   Extremes Deutsch

  • verletzen — Vsw std. (13. Jh.), mhd. verletzen neben letzen, ahd. lezzen, as. lettian Stammwort. Aus g. * lat ija Vsw. hemmen, aufhalten , auch in gt. latjan, anord. letja, ae. lettan, afr. letta; Faktitivum zu g. * lata Adj. lässig (laß). Die heutige… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • verletzen — ↑blessieren, ↑lädieren …   Das große Fremdwörterbuch

  • verletzen — ↑ letzen …   Das Herkunftswörterbuch

  • verletzen — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • wehtun • schmerzen • kränken • beleidigen Bsp.: • Es wird ein bisschen wehtun. • …   Deutsch Wörterbuch

  • verletzen — verletzen, verletzt, verletzte, hat verletzt 1. Ich habe mich an der Hand verletzt. 2. Ich habe mir den Arm verletzt …   Deutsch-Test für Zuwanderer

  • verletzen — ver·lẹt·zen; verletzte, hat verletzt; [Vt] 1 jemanden verletzen dem Körper eines anderen Schaden zufügen ≈ verwunden <jemanden leicht, schwer, lebensgefährlich, tödlich verletzen>: jemanden durch einen Schuss ins Bein verletzen 2 sich… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • verletzen — treffen (umgangssprachlich); beleidigen; kränken; (Vertrag) nicht einhalten; brechen; weh tun (umgangssprachlich); Schmerzen zufügen; verwunden; wehtun; …   Universal-Lexikon

  • verletzen — 1. lädieren, verwunden, zurichten; (geh.): versehren; (ugs.): wehtun; (veraltet): blessieren. 2. auf die Zehen treten, ausfallend werden, beleidigen, einen Stich versetzen, im Innersten treffen, kränken, persönlich werden, treffen; (österr.):… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Verletzen — 1. Leicht verletzen, die uns schätzen. Die Osmanen: Ein Sklave bin ich dessen, der mich schützt, ein Meister dessen, der mich verletzt. (Schlechta, 160.) 2. Leicht verletzt, was ergötzt. – Parömiakon, 2065. 3. Verletzen ist leichter als heilen. – …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

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