Vorstellen

Vorstellen

Vorstêllen, verb. reg. act. vor etwas oder vor ein anderes Ding stellen. 1. Eigentlich, wo es doch nur noch zuweilen gebraucht wird. Einen Stuhl vorstellen, vor das Bett.


Du hättest mich, o Feind, gefället,

Und stießest heftig zu mir ein;

Doch hat der Herr sich vorgestellet,

Opitz.


er hat sich vor mich gestellet.

2. Figürlich. (1) Vor ein anderes Ding stellen, d.i. in dessen Gegenwart stellen, um etwas zu beurtheilen, zu betrachten, zu wählen u.s.f.; wie vorlegen. Er hat dir Feuer und Wasser vorgestellet, greif zu welchem du willt, Sir. 15, 16. Sie wandeln nicht in meinem Gesetz und Rechten, die ich euch vorgestellet habe, Jer. 44, 10; wofür man doch jetzt lieber gegeben, vorgeschrieben, sagen würde. Am häufigsten gebraucht man es noch von Personen. Herodes gedachte Petrum nach Ostern dem Volke vorzustellen, Apost. 12, 4. 6, ihn demselben als einen Verbrecher darzustellen. Jemanden dem Könige vorstellen, damit der König ihn kennen lerne. Sich bey Hofe vorstellen lassen. Ein Geistlicher, ein Beamter wird der Gemeine oder den Untergebenen vorgestellet, wenn er ihnen feyerlich, als ihr Prediger oder Vorgesetzter, dargestellet und gezeiget wird.

(2) Die Gestalt eines Dinges kenntlich machen, eigentlich, einem andern die Gestalt eines Dinges kenntlich machen; wo es wieder in verschiedenen Fällen gebraucht wird. a. In mehr eigentlichem Verstande stellet man jemanden etwas vor, wenn man ihm die Gestalt eines Dinges anschauend erkennen macht, z.B. durch Abzeichnung, Abreißung u.s.f. In welcher Bedeutung es doch seltener gebraucht wird. b. In einer andern Einschränkung stellet man etwas vor, wenn man hinreichende Erkenntniß- und Bestimmungsgründe erhält, woraus die Beschaffenheit eines andern Dinges erkannt werden kann; zunächst auch von der äußern Gestalt, aber auch häufig in weiterer Bedeutung. Vorstellen ist in diesem Verstande dem wirklich seyn entgegen gesetzt. Der Schauspieler stellet auf der Bühne den König vor. Der Stein soll einen Käse vorstellen. Er stellet was großes vor, sagt man im gemeinen Leben, wenn sich jemand sehr vornehm beträgt. Es stellet jemand bey einer Hochzeit den Vater vor, wenn er dessen Stelle vertritt. Da es denn in der vertraulichen Sprechart auch oft für wirklich seyn gebraucht wird. Vergeben sie mir nur, daß ich noch immer den Zerstreueten vorstelle, Gell. Doch sie stellen einen sehr stummen Freund vor, eben ders. c. Einem etwas vorstellen, ihm eine anschauende Erkenntniß davon beyzubringen suchen.


Die Furcht stellt Wölfe groß, als Stiere,

Geschwader groß, wie Heere, vor,

Lichtw.


In weiterer Bedeutung stellet man jemanden etwas vor, wenn man ihm durch Worte eine thätige Erkenntniß von einer Sache nach allen ihren Theilen und Folgen beyzubringen sucht. Jemanden sein Vergehn, die Unmöglichkeit einer Sache, den Nutzen einer Unternehmung vorstellen. Es ward ihm vorgestellet, wie viel er dabey verlieren würde. d. Sich etwas vorstellen, eigentlich, eine anschauende Erkenntniß davon haben. Stellen sie sich mein Entsetzen vor. Aber auch überhaupt, sich einen Begriff von einer Sache machen. Das kann ich mir leicht vorstellen, das kann ich mir unmöglich vorstellen. Das hätte ich mir nicht vorgestellet. Man muß sich die Dinge so vorstellen, wie sie wirklich sind. Sich Gott in seiner Größe vorstellen. Ich stelle mir die Sache so vor.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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