Beginnen

Beginnen

Beginnen, verb. irreg. Imperf. ich begann, oder begonnte, Particip. begonnen, oder begonnt. Dieses Wort ist,

I. Ein Neutrum, welches mit dem Hülfsworte haben verbunden wird, und bedeutet alsdann, seinen Anfang nehmen, oder bekommen. Es beginnet zu regnen. Meine Haare beginnen grau zu werden, Dusch.


Wenn kaum die nächtliche Stille beginnt,

Uz.


Eh ich zu seyn begonnte,

Gell.


Hier war es, wo ich mir bewußt zu seyn begann,

Wiel.


Erst seit dem Augenblick,

Da ich dich sah, begann mein wahres Leben,

Wiel.


Entfernt vom Land, wo ich begann zu leben,

Hall.


II. Ein Activum, den Anfang machen, und zwar, 1) eigentlich. Ein Werk, eine Arbeit beginnen. Wer viel beginnt, endet wenig. Wohl begonnen, ist halb gewonnen.


Leb und vollende deines Ruhmes Laufbahn,

Die erst begonnen ist,

Schleg.


2) Figürlich, unternehmen, vorhaben. Was wird er wieder beginnen? Einen von seinem Beginnen abbringen. Ein löbliches, frevelhaftes Beginnen. Ein sonderbarer Gebrauch ist es endlich, 3) * wenn dieses Zeitwort in Meißen für sich betragen, sich bezeigen, gehöret wird, in welchem Falle es nicht allein auf eine ungewöhnliche Art construiret, sondern auch nur im nachtheiligen Verstande gebraucht wird. Er beginnet seiner sehr albern, er geberdet, bezeigt sich sehr albern. Sie sehen, wie sie ihrer beginnt, wenn ich nur ein Wort erwähne, Weiße. In andern Gegenden ist diese Bedeutung nicht üblich.

Anm. Beginnen, Nieders. beginnen, bey dem Kero pikinnan, bey dem Willeram und Ottfried beginnan, im Angels. beginnan, im Schwed. beginna, im Dän. begynde, im Engl. to begin, ist im Hochdeutschen größten Theils veraltet, und wird nur noch in der höhern Schreibart gebraucht, theils weil man es, obgleich irrig, für edler hält als anfangen und sich anfangen, theils aber auch, weil es gegen das Sylbenmaß biegsamer ist als dieses. Das einfache ginnen kommt in eben dieser Bedeutung nicht nur bey dem Tatian, sondern auch noch bey dem Hans Sachs vor. Es ist ohne Zweifel das Frequentativum von gehen, welches auch dadurch bestätiget wird, daß im Nieders. und Holländ. bestaan auf ähnliche Art gleichfalls anfangen bedeutet. Aichinger behauptet, begann im Imperfecto sey analogischer und richtiger als begonnte, oder nach einer rauhern Aussprache begunnte. Allein dieses hat wenigstens eben so viele Autorität vor sich als jenes. Ottfried sagt zwar ein Mahl bigan, allein an einem andern Orte sagt er bigonde; bey dem Tatian findet sich gonta, bey dem Bruder Eberhart von Sax bigiund, und bey dem ehrlichen Hans Sachs gund für begunnte. Ottfried gebraucht dieses Zeitwort schon für unternehmen, sich unterfangen. Hornegk verbindet es als ein Activum mit dem Genitiv:


Uncz ich der Aribait began.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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