Blasen

Blasen

Blasen, verb. irreg. ich blase, du bläsest, er bläset, oder bläs't; Imperf. ich blies; Particip. geblasen; Imperat. blase; welches überhaupt den Schall nachahmet, den die in einen engern Raum zusammen gepreßte Luft macht, wenn sie nach und nach in Freyheit gesetzt wird. Es ist,

I. Ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, und wird alsdann von dem Winde für wehen gebraucht. Der Wind bläset wo er will, Joh. 3, 8. Ich segne jeden Wind, der von euren Ufern bläst, Dusch. Ingleichen einen ähnlichen Laut hervor bringen. Er bläset wie ein Hamster.

II. Ein Activum, die zusammen gedrückte Luft auf solche Art durch den Mund von sich geben. 1. Eigentlich. In das Feuer blasen. Die Speise kalt blasen. In die Büchse blasen müssen, in einer niedrigen Figur, Strafe geben müssen. Der Ursprung dieser R.A. ist unbekannt; Frisch führet eine Muthmaßung an, die so lange gelten kann, bis man eine bessere ausfündig macht. Ehedem sagte man dafür in die goldne Büchse gucken müssen. Einem etwas in die Ohren blasen, figürlich, es ihm heimlich berichten. S. Ohrenbläser.

2. Figürlich. 1) In Absicht auf den dadurch hervor gebrachten Ton, durch plötzliches Drücken und vergönnte bald größere bald kleinere Ausdehnung der Luft gewisse Töne hervor bringen. Auf der Flöte, der Trompete u.s.f. blasen. Die Flöte, die Trompete, das Waldhorn blasen, so wohl auf diesen Instrumenten blasen, als auch die Kunst verstehen, sie zu blasen. Mit jemanden in ein Horn blasen, in niedrigen Ausdrücken, mit ihm einstimmig seyn. Diejenigen Instrumente, auf welchen man bläset, pflegt man gemeiniglich Blase-Instrumente, oder blasende Instrumente zu nennen; obgleich die thätige Gattung hier sehr unschicklich ist. Indessen hat man doch keinen bessern Ausdruck, dergleichen Instrumente von den Saiten-Instrumenten zu unterscheiden; denn Wind-Instrument möchte manchem Tonkünstler anstößig scheinen. Zu einem blasen, Zach. 10, 8 ist ungewöhnlich. 2) In engerer Bedeutung in Rücksicht auf das durch Blasen, besonders auf der Trompete gegebene Zeichen. Zur Tafel blasen. Lärmen blasen, eigentlich bey den Kriegesheeren, die Annäherung des Feindes mit der Trompete verkündigen: figürlich im gemeinen Leben, Lärmen machen. Zum Abzuge, zum Aufbruche, zu Pferde blasen u.s.f. 3) Durch Blasen in der eigentlichen Bedeutung verfertigen. Gläser blasen, in den Glashütten. Das Eisen blasen, es in dem hohen Ofen schmelzen.

Anm. Die älteste Form dieses Verbi ist blähen. Die Sylbe sen deutet an, daß blasen das Intensivum von blahen oder blähen ist. Bey dem Kero lautet es platen, S. Blatter. Bey dem Ottfried wird blasen, und im Imperf. bliaz, so wohl von dem Munde, als von dem Blasen auf musikalischen Instrumenten gebraucht. In der ersten eigentlichen Bedeutung ist im Nieders. dafür puusten üblich. S. Püster. Das Blasen auf einem Horne druckt man daselbst durch tuuten aus. In den gemeinen Mundarten ist auch der Blas, oder Blast, für Hauch, Wind üblich. Das Hauptwort die Blasung kommt gar nicht vor. Das Schwed. blåsa, das Angels. blaestan, und Holländ. vlaesen kommen mit dem Hochdeutschen überein.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • blasen — V. (Grundstufe) mit dem Mund Luft ausstoßen Synonym: pusten (ugs.) Beispiel: Er hat mir Rauch ins Gesicht geblasen. Kollokation: Luft in einen Ballon blasen blasen V. (Aufbaustufe) auf einem Blasinstrument spielen Beispiel: Er bläst oft Trompete… …   Extremes Deutsch

  • blasen — Vst. std. (8. Jh.), mhd. blāsen, ahd. blāsan, mndd. blasen, mndl. blasen Stammwort. Aus g. * blǣs a Vst. blasen , auch in gt. blesan, anord. blása. Dieses ist eine nur germanische Erweiterung der Wurzel (ig.) * bhlē , die unter blähen dargestellt …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • blasen — blasen: Das gemeingerm. Verb mhd. blāsen, ahd. blāsan »blasen, hauchen, schnauben«, got. (uf)blēsan »(auf)blasen«, niederl. blazen »blasen, anfachen«, schwed. blåsa »blasen« ist eng verwandt mit den unter ↑ blähen und ↑ Blatter behandelten… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Blasen — Blasen, 1) einen Luftstrom mit dem Munde od. mit einem Werkzeuge hervorbringen u. denselben auf einen Gegenstand leiten; vgl. Blasebalg; 2) auf einem Blasinstrument einen Ton hervorbringen; 3) gläserne Geschirre mit dem Blaserohre hervorbringen;… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Blasen... — Blasen..., Zusammensetzungen hiermit, die auf die Harnblase Beziehung haben, s.u. Harnblasen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • blasen — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • wehen Bsp.: • Der Wind wehte heftig …   Deutsch Wörterbuch

  • blasen — Die Redensarten: Das ist nicht nur so geblasen, Es läßt sich nicht gleich blasen und Man kann es nicht blasen bedeuten: es ist nicht so leicht, wie sich die Sache ansieht, man braucht dazu Mühe, Fleiß und Zeit. Jacob Grimm bringt diese… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • blasen — pusten; schwanzlutschen (vulgär); oral befriedigen; lecken (vulgär) * * * bla|sen [ bla:zn̩], bläst, blies, geblasen <tr.; hat: 1. Luft aus dem Mund ausstoßen: er blies ihm den Rauch ins Gesicht; <auch itr.> durch ein Rohr blasen. Syn.:… …   Universal-Lexikon

  • Blasen — Oralverkehr an den männlichen Geschlechtsorganen; Fellatio; französischer Sex (umgangssprachlich); Oralsex; Lecken (umgangssprachlich); Oralverkehr * * * bla|sen [ bla:zn̩], bläst, blies, geblasen <tr.; hat: 1. Luft aus dem Mund ausstoßen: er… …   Universal-Lexikon

  • Blasen — 1. Besser blasen, als sich verbrennen. 2. Besser hart geblasen, als den Mund verbrannt. – Simrock, 1123. Dän.: Bedre at blæse hart end at brænde sig. (Prov. dan., 53.) 3. Blase einmal einer gegen einen heissen Backofen! Von ohnmächtigen Versuchen …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

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