Bock (2), der

Bock (2), der

2. Der Bock, des -es, plur. die Böcke, überhaupt ein jedes Gerüst oder Gestell etwas zu tragen. Besonders, 1) Ein Gestell, welches aus einem geraden Stücke mit Füßen bestehet, etwas darauf zu legen, oder darauf zu stellen. Dahin gehören die Rüstböcke der Mäurer und Zimmerleute; die Kreuzgestelle der Holzhacker, das Holz darauf zu sägen, die Böcke, oder Holzböcke; die Brandböcke, Feuerböcke oder Brandröste, auf den Herden und in den Öfen, das Holz darauf zu legen, welche auch nur schlechthin Böcke genannt werden; die Böcke in dem Bergbaue, welche die Feldkünste besonders aber den Steg derselben tragen, und zwey in die Erde gegrabene Hölzer sind, die oben mit einem Holme oder Querholze zusammen gehalten werden; der Bock in den Schmelzhütten, welches ein Stück Holz mit einem hölzernen Kreuze ist, den Räder oder das Sieb zu tragen, durch welches das grobe Erz von dem seinen abgesondert wird; der Sitz des Kutschers hinter den Pferden; das Böckchen in den Brennhütten, oder das Gestell, das Brandsilber darauf abzuwärmen; das hölzerne Gestell der Kammacher, den zugehauenen Kamm darauf mit dem Bockmesser zu beschaben, der Bock oder Schabebock; das Gestell einer Kornsense, der Bock, das Bockzeug, das Hakenzeug, wegen der daran befindlichen gekrümmten Haken u.s.f. 2) Ein Hebezeug, Kanonen oder andere Lasten bequem in die Höhe zu bringen. Weil man irrig geglaubt, der Nahme dieses Werkzeuges komme von Bock, hircus, her, so haben einige dasselbe auch eine Geiß, und im Latein. Capra genannt. 3) Hierher gehöret vielleicht auch die im gemeinen Leben übliche Redensart, einem den Bock stehen, sich auf die Hände nieder legen, damit der andere bey dem Aufsteigen auf das Pferd auf den Rücken treten könne; eine Behandlung, welche ehedem einen hohen Grad der Beschimpfung ausmachte. Indessen lässet sich dieser Gebrauch auch füglich aus der folgenden Bedeutung des Biegens oder Bückens erklären.

Anm. Alle unsere und auswärtige Wortforscher sehen diese und die folgenden Bedeutungen als einen figürlichen Gebrauch von Bock, hircus, an. Allein, wenn es jemahls nothwendig ist, für verschiedene Bedeutungen eines Wortes verschiedene Stammwörter anzunehmen, so ist es gewiß bey dem Worte Bock. So fern es ein Gestell zum Tragen bezeichnet, soll es diesen Gebrauch einer Ähnlichkeit in der äußern Gestalt zu danken haben. Denn, sagt man, ein Ziegenbock hat vier Beine, ein Tragebock gemeiniglich auch. Welche Ähnlichkeit! Man könnte fragen warum man denn ein solches Gerüst nicht lieber eine Kuh, ein Pferd, oder ein Schwein genannt, wenn der Umstand der Füße allein der Grund der Benennung ist. Genug, unsere Vorfahren waren nicht witzig genug, sich von solchen schwankenden und unbestimmten Ähnlichkeiten in Benennung der Dinge leiten zu lassen. Man muß also für diesen und die folgenden Arten des Gebrauches andere Quellen aufsuchen. Daß Bak ehedem irgend wo müsse tragen bedeutet haben, erhellet aus dem Lateine der mittlern Zeiten, wo Bacca, Baccaulum, Bacculus und Bacapulus eine Bahre, Baculona eine Sänfte, und Bajulus einen Träger bedeuten. Die Vertauschung des c mit dem j gehöret eben so wohl den Mundarten zu, als die Veränderung des a in o. Indessen ist nicht zu läugnen, daß von dieser Bedeutung im Deutschen nur sehr wenige Spuren vorkommen. Man könnte das heutige Nieders. Bak, der Rücken, und das Hochdeutsche Buckel hierher rechnen, weil dieser Theil des Leibes am häufigsten zum Tragen gebraucht wird, wenn es nicht wahrscheinlicher wäre, daß er den Nahmen entweder von biegen, oder von Bak, Buk habe, so fern solches eine Erhöhung bedeutet. Indessen stehet es noch dahin, ob nicht diese Bedeutung einer Erhöhung, oder die folgende eines Balkens, bey der Bedeutung eines Tragebockes mit in Anschlag kommen könne.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bock (4), der — 4. Der Bock, des es, plur. die Böcke, eigentlich eine jede gebogene oder auch erhöhete Fläche, doch nur noch in einigen besondern Fällen. 1) Von krumm gebogenen Werkzeugen, oder von Werkzeugen andere Dinge krumm zu biegen. So heißt das Gewölbe… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Bock (1), der — 1. Der Bock, des es, plur. die Böcke, Diminutivum das Böckchen, Oberdeutsch das Böcklein, der Nahme des männlichen Geschlechtes verschiedener Thiere. 1. Eigentlich, und zwar, 1) in weiterer Bedeutung, da dieses Wort von dem männlichen Geschlechte …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Bock (5), der — 5. Der Bock, des es, plur. die Böcke, in der gemeinen Sprechart, ein Fehler, ein Versehen. Einen Bock machen, einen Fehler begehen. Da man in eben dieser Bedeutung auch sagt, einen Bock schießen, so könnte man auf die Gedanken gerathen, daß diese …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Bock (3), der — 3. Der Bock, des es, plur. die Böcke, ein Ausdruck, welcher ehedem einen jeden Balken oder Klotz bedeutete, jetzt aber nur noch in einigen Fällen üblich ist, besonders in solchen, wo ein solcher Balken oder Klotz zum Schlagen oder Stoßen… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Bock (Gestell) — Bock Ein Bock oder Schragen ist ein robuster Gegenstand, der benutzt wird, um etwas auf stabile Weise zu erhöhen (Aufbocken). Daneben ist Bock oder Gais ein altes Wort für gewisse Arbeitsgeräte. Beim Schragen sind die Füße jeweils in X Form… …   Deutsch Wikipedia

  • Bock — steht für: das Männchen verschiedener Säugetiere, siehe Liste der Bezeichnungen für Haus und Wildtiere Bock (Gestell), ein Gestell, auf dem etwas aufgebockt wird Bock (Turngerät), ein höhenverstellbares Turngerät für Sprungübungen, siehe… …   Deutsch Wikipedia

  • Bock [2] — Bock, in der Zimmerkunde 1. schrägstehende Unterstützung der Langhölzer (Pfetten) im Dachverbände. Bei Pultdächern einseitig, bei Satteldächern zweiseitig, wird der Bock bei größerer Weite zum Hängewerk (s.d.). 2. Gerüst, auf dem die Lehrbogen… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Der Ruf — – unabhängige Blätter der jungen Generation Beschreibung kulturpolitische Zeitschrift Verlag Nymphenburger Verlagshandlung, München Erstausgabe 15. August 1946 …   Deutsch Wikipedia

  • Bock [1] — Bock, Männchen der Ziege, des Schafes, Rehes, Stein und Damwildes, auch des Kaninchens …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Bock — 1. Alte Böcke haben harte (steife) Hörner. – Henisch, 441; Simrock, 1173; Grimm, II, 206. Von alten Liebhabern. Aber auch um zu warnen, ohne weiteres den alten Streiter zu verachten, blos weil er alt ist. Uebung hat ihn versucht, Gewohnheit ihn… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”